Schönberg, Sechs kleine Klavierstücke Op.19 - Maurizio Pollini
Diese 1911 entstandenen Klavierstücke muß man in Bezug zu dem hören, was sonst in dieser Zeit an Musik geschrieben wurde: Strauss' „Salome” (1909) und „Elektra” (1911), die späten Sinfonien Gustav Mahlers, um nur die berühmtesten Stücke zu erwähnen. Schönberg ist noch nicht in der Zwölftontechnik angelangt – dies ist „freie Atonalität”, wie man später sagen wird. Seine Musik – die der Prahlerei der Oper des Fin de siècle so weit entfernt ist wie nur irgend denkbar – steht zwischen allen Stühlen.
Maurizio Pollinis Interpretation dieser Miniaturen ist mE. ein Meilenstein: sein Spiel macht deutlich, daß man es nicht mit einer von Schönberg am grünen Tisch erdachten Spielerei zu tun hat, sondern mit einer von ganzer Seele durchgehörten Musik.