3.8.2023

Revolution – Analyse

  1. Zu meinem Song Revolution hatte ich kürzlich eine Diskussion, die sich ausschließlich auf den Text bezog. Das konnte ich natürlich so nicht stehen lassen, und mußte das kommentieren:

Naja - nur lesen gilt nicht :-) Das ist ein Songtext, kein theoretisches Traktat. Die Musik gibt dem Ganzen überhaupt erst seinen Sinn.

Ich mache mal eine Analyse (die man bekanntlich von eigener Musik besser nicht geben sollte):

  • Die Intro (mit dem Streichorchester) klingt sehr (das hoffe ich zumindest) nach Anton Bruckner - Ende 19.Jh., Spätromantik.
  • Die "Aufforderung zur Revolution" ist im 7/4-Takt - nicht gerade etwas, was populär ist, oder wozu man tanzen könnte.
  • Die Wiederholung vom Chor ist auf Phrasen verkürzt (das ist wohl Beifall aus der falschen Ecke).
  • Dann ("You might have a craving") kommt ein (ganz regulärer) 4/4, mit einem "einladenden" Rhythmus (könnte man fast dazu tanzen :-), und dann kommen auch noch Geigen (aber wieder im 7/4 - der Tanz ist da schon zu Ende).
  • "Sometimes..." - hier läßt die Spannung endlich nach. Das sind schöne Akkorde, und ein sehr simpler Rhythmus.
  • Dann wird es ganz bitter ("I know, you've heard these lines before") - schräge Jazz-Chords, die sich immerhin auflösen, alles immerhin wieder im einfachen 4/4.
  • Repeat "Revolution" - als ob sich alle einig wären (Chor und Einzelstimme).
  • Repeat "Bruckner": jetzt mit der "Conclusion" im großen Chor: "we're all citizens of planet earth", mit einem ganz traurigen Nachklang der Streicher.
  • Um einem Einwand zuvorzukommen: man muß dies alles nicht wissen, um zumindest eine Ahnung von den Emotionen zu bekommen, die hinter all dem Aufwand stecken.

    Trotzdem: man hört nur, was man weiß.

    Wenn Du einen Song von Neil Diamond hörst, von dem Du die Entstehungsgeschichte des Songtexts kennst, hörst Du den Song völlig anders (und mit wesentlich mehr Gewinn), als ich das tue. Wenn ich eine Sinfonie von Gustav Mahler höre, nehme ich die Nebenstimmen in den 2. Geigen und den Bläsern nur deshalb wahr, weil ich die Partitur gelesen habe.

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