Alias - Die Agentin. Seasons 1-5
Regie: J.J. Abrams
Darsteller: Jennifer Garner u.v.a.
Musik: Michael Giacchino
Jennifer Garner ist Sydney Bristow, Field-Agent im Auftrag der CIA. Ihre Einsätze führen sie quer durch die ganze Welt, bei denen sie sich unter einem Cover - einer Verkleidung, in einer Rolle - in geheime Labore, konspirative Treffpunkte und versteckte Fabriken einschleicht, um Dinge zu stehlen, Gespräche zu belauschen, oder Geiseln zu befreien.
Die Handlung läßt sich kaum nacherzählen - es gibt einfach zu viele überraschende Wendungen. Es stellt sich immer wieder heraus, daß eine Person, der man zuvor noch vertraut hat, mit den übelsten Feinden verbündet ist; daneben enthüllen sich nach und nach immer abenteuerlichere familiäre Beziehungen, bis zum Schluß alle handelnden Personen miteinander verwandt oder verschwägert sind - und zwar quer durch alle Lager.
Handlung und Dialoge sind immer knapp vor der Grenze zur Parodie - aber eben auch nur knapp davor. Ich weiß nicht, wie oft in den Dialogen der Satz auftaucht: "I only wanted to protect you" (oder eine leichte Abwandlung davon) - er könnte fast einen Running-Gag geben, wenn er nicht jedesmal mit derartiger Ernsthaftigkeit gesagt würde. Ähnliches gilt für die Handlung: wenn sich (am Ende der ersten Staffel) herausstellt, daß Sydneys Mutter der Chef der verbrecherischen Organisation ist, könnte man sich an den Kopf fassen - so wie das gespielt und in Szene gesetzt ist, muß man es aber doch irgendwie glauben.
Hi-Tech spielt eine große Rolle - es wird ständig in fremde Computersysteme eingebrochen, es gibt Genmanipulationen, bei denen feindliche Agenten geklont werden, die Waffen sind SciFi, etc. Das ginge wieder ins völlig Lächerliche, wenn dem nicht ein großartiger kontrastierender Einfall zur Seite gestellt würde: Milo Rambaldi, eine Art Über-da-Vinci, hat schon im 15.Jh Geräte und Verfahren entwickelt, die technologisch noch über allen Erfindungen der Gegenwart stehen. Der Grund für die geschilderten Auseinandersetzungen ist ein Wettlauf um die Artefakte, die er hinterlassen hat, und die - wie in einem Computer-Adventure - in einem mühsamen Puzzle zusammengefügt werden wollen.
Es gibt zahllose Actionszenen, die ausnahmslos hervorragend choreographiert sind. Die Kämpfe sind dabei jenseits jeder Realität - die Protagonisten gehen gewöhnlich über mehrere Minuten derart aufeinander los, daß schon der erste Schlag sie in der Wirklichkeit ausgeschaltet hätte.
Das Casting finde ich außerordentlich gelungen - und die Serie lebt von ihren Frauenfiguren. In einer Nebenrolle taucht die große Isabella Rossellini auf, und überstrahlt keineswegs, wie man es vermuten könnte, alle anderen - sie geht nahtlos in dem Rest der Besetzung auf. Das sagt, wie ich finde, sehr viel über die Qualität dieses "Rests".
Die Serie ist komplett in Los Angeles gedreht - wobei ich das erst richtig geglaubt habe, als ich die Making-Offs gesehen hatte. Die Sets sind überall in der Welt angesiedelt - Rom, Moskau, Frankfurt, Nepal, etc.pp. - und täuschend echt mit den Mitteln der Bühnenbildner und - vor allem - der Computer nachgestellt. Bei einen Film ist man ja durchaus gewohnt, daß er an verschiedenen Schauplätzen gedreht wurde - bei einer Serie, die wöchentlich ausgestrahlt wird und in der jede Folge an vier oder mehr Orten statt findet (bzw. statt zu finden scheint), verblüfft das aber doch.
Zu erwähnen wäre auch die Musik. Anfangs war mir das ein wenig all zuviel Techno-Getrampel - ab Season 2 wird das aber immer interessanter; das sind reine Orchester-Scores, die mit leitmotivischen Mitteln die Szenen strukturieren. Dabei ist das keineswegs simpel oder kitschig (wie vieles in der Musik der richtig teuren Hollywood-Produktionen), sondern immer mit relativ sparsamen Mitteln bemüht, die Stimmung einzufangen - Actionfilme sind ja ohnehin ein dankbares Feld für Filmkomponisten, weil sie z.B.auch Geräusche oder scharfe Dissonanzen verwenden können.
Last not least ist es Jennifer Garner, die diese Serie attraktiv macht. Sie ist tatsächlich eine fähige Schauspielerin (in einem Interview erwähnte sie kürzlich, daß sie gerade mit Kevin Kline am Off-Broadway Theater macht) - hier spielt das nur gelegentlich eine Rolle. Sie sieht einfach unglaublich gut aus, und zwar in einer ganzen Serie unterschiedlicher Verkleidungen, mit denen sie sich als "Alias" hinter die feindlichen Linien schleicht. Daneben sind aber gerade die Kampfszenen optisch u.a. deshalb so gelungen, weil Garner die meisten Stunts selber macht - sie ist eine veritable Tänzerin.