26.4.2021

Stratocaster Power Bridge Wiring #6

Kompletter Text

Widerstände #1 - Tonpoti

Wenn man die oben vorgestellte Schaltung ausprobiert, wird man feststellen, daß der „Humbucker-Mode” zwar eine Menge Output bringt (näheres dazu weiter unten), daß er aber vergleichsweise dumpf und basslastig klingt. Es schießt einem wahrscheinlich sofort durch den Kopf: eine Les Paul kann das aber weitaus besser. Dabei ist es nur ein Detail, das hier entscheidet: der Widerstandwert des Tonpotis.

Wenn man ein fertig verdrahtetes Pickguard mit dem Meßgerät inspiziert, bevor(!) man die Pickups anschließt, wird man feststellen, daß am Ausgang zwischen Signal und Masse ein Widerstand besteht, und zwar auch dann, wenn das Tonpoti voll aufgedreht ist. Das bedeutet, es gibt hier ein ständiges Wechselspiel, einen „Schwingkreis”, der gewaltigen Einfluß auf den Sound hat. Ich bin kein gelernter Elektriker und habe keine technisch genaue Erklärung - ich stelle mir ganz naiv vor, daß die hohen Frequenzanteile um so stärker flöten gehen, je mehr vom Signal an die Masse abfließen kann. Das ist jedenfalls der hörbare Effekt: je weniger Widerstand das Tonpoti hat, desto mehr Höhen gehen verloren.

Singlecoils klingen von Haus aus sehr höhenlastig. Deshalb hat es sich eingebürgert, in Strats Tonpotis mit 250kΩ einzubauen - die dämpfende Wirkung des geringen Widerstands kommt hier gerade recht. Humbucker klingen damit schon zu muffig, weshalb man in den meisten Gitarren mit Humbuckern Tonpotis mit 500kΩ verwendet (Ausnahmen und der persönliche Geschmack bestätigen die Regel). Was macht man, wenn man eine Gitarre mit beiden Pickup-Typen hat? meistens unbefriedigende Kompromisse - weshalb die meisten Power-Strats (mich) nicht wirklich überzeugen.

Volume Poti Resistor Mod

Es gibt schon eine Lösung, und ich wundere mich, warum sie nicht wesentlich häufiger zur Anwendung kommt. Ein höher-ohmiges Poti kann man nämlich ohne großen Aufwand in ein niedrig-ohmiges verwandeln (umgekehrt ist das nicht möglich): man muß lediglich einen Widerstand parallel zum Widerstand des Tonpotis schalten. Das sieht etwa so aus wie im Diagramm rechts.

Der resultierende Widerstand aus zwei parallel geschalteten 500kΩ-Widerständen ist 250kΩ - voila!

Das muß man jetzt nur noch geschaltet bekommen, und zwar so, daß der 500kΩ-Widerstand in allen Situation parallel sitzt, in denen man Singlecoils in der Schaltung hat. In allen Humbucker-Modi soll hingegen der volle Widerstand des Tonpotis anliegen.

Für die Stellungen 2-5 ist das nicht weiter schwierig: man nimmt eine weitere Ebene (leider schon die letzte verfügbare…), schickt eine Verbindung über einen 500kΩ-Widerstand zum heißen Signal an „Common”, und verbindet alle Positionen außer der „1” mit Masse. Der Widerstand sitzt dann parallel zum Tonpoti, und sofern man dort ein 500kΩ-Poti einbaut, hat man die erwünschten 250kΩ.

5-Way: Pos 1 Resistor Trick 1

Es bleibt noch das Problem mit Position „1”. Wenn der Steg-PU als Humbucker betrieben wird, ist jetzt alles OK (500kΩ am Tonpoti), in der Singlecoil-Position hat es aber den falschen Wert. Mit ein wenig Nachdenken bekommt man aber auch das gelöst, und zwar mit dem Einsatz einer zweiten Ebene für den Mode-Switch (womit man auch alle Möglichkeiten eines gängigen 2-Wege-Schalters mit seinen sechs Polen ausreizt):

5-Way: Pos 1 Resistor Trick 2

In der Schaltung oben wird eine Leitung von Position „1” zum Miniswitch gelegt, der sie dann mit Masse verbindet, und zwar nur dann, wenn im Mode-Schalter „Singlecoil” gewählt wurde. Im Humbucker-Mode bleibt der Widerstand außen vor, das Tonpoti hat 500kΩ.

Lohnt der Aufwand? Von meiner Seite gibt es ein klares Ja. Der Unterschied zwischen Potis mit dem „korrekten” und dem „falschen” Wert ist keine esoterische Spinnerei für Leute, die Unterschiede in der Audioqualität von digitalen Kabelverbindungen zu hören glauben, sondern überraschend deutlich. Das gilt besonders in Verbindung mit dem Einsatz der Gitarre bei kräftiger Zerre, und das war ja das Szenario, für den der ganze Aufwand betrieben werden soll.

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