6.8.2013

Jeff Bezos gönnt sich die Washington Post

Jeff Bezos (Chef von Amazon) hat die Washington Post gekauft. Eine der letzten unabhängigen US-amerikanischen Zeitungen mit einer langen, ruhmreichen Historie hat die Waffen gestreckt, und wandert für schlappe 250 Millionen Dollar aus den Händen einer Verlegerfamilie in jene eines Privatmanns – Bezos hat den Deal nicht etwa für Amazon gemacht, sondern die Summe aus seinem persönlichen Vermögen bar bezahlt.

Man muß sich die Größenordnungen klar machen: für Bezos bedeutet der Deal – bei einem geschätzten Privatvermögen von 25 Milliarden Dollar – in finanzieller Hinsicht dasselbe, wie für mich der Kauf einer durchschnittlichen Jacke von der Stange (das ist keine Metapher: die Jacke kaufe ich für ca. 1% meiner Ersparnisse).

Ich will nicht darüber spekulieren, was diese Übernahme für die Zukunft der Washington Post, jene des Journalismus oder die des Zustands der Demokratie westlichen Zuschnitts bedeutet (für die, zumal in Amerika, die Garantie der freien Rede eine besondere Rolle spielte; und um die man, bei diesen massiven Verschiebungen in der Macht über die „veröffentlichte Meinung”, durchaus besorgt sein kann).

Festzuhalten bleibt, daß jene paar zehntausend Menschen auf dem Planeten, deren Privatvermögen jeweils in die Milliarden US-Dollar geht, gerade ganz ungeniert damit beginnen, Instanzen in ihren Privatbesitz zu bringen, die in den Gesellschaftsordnungen seit der französischen Revolution eine zentrale Rolle spielten – in diesem speziellen Fall sogar, sofern ich die Nachrichten richtig lese, mit dem Impetus einer Person, die da so etwas wie einem „Hobby“ nachgeht.

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