18.6.2013

Das alles sind Fakten, die man nicht bestreiten, allenfalls ignorieren kann

Jenseits verfrühter Nachrufe und ungewisser Niederkünfte zeichnen sich drei große Tendenzen ab, deren Bilanz zunächst einmal zu ziehen ist: Die massive Zunahme der sozialen Ungleichheit, die Aushöhlung der politischen Demokratie und das Schwinden der nationalen Souveränität.[…]

[…]

Der Mythos von der sozialen Mobilität ist der Angst vor dem sozialen Abstieg gewichen. Ein Arbeiter hat heute keine Aussicht mehr, Unternehmer zu werden, Journalist, Bankier, Universitätsprofessor, Politiker in verantwortlicher Position.[…]

[…] Vor zwei Jahren erklärte ein amerikanischer Student: "Ich habe 75 000 Dollar Schulden. Bald werde ich meinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Mein Vater hat für mich gebürgt und wird meine Schulden bezahlen müssen. Dann wird er insolvent, und ich habe meine Familie ruiniert, weil ich aufsteigen wollte." Er wollte den amerikanischen Traum "vom Tellerwäscher zum Millionär" leben, und seine Familie wird seinetwegen den umgekehrten Weg gehen.

[…] Die Familie Walton, der die Supermarktkette Walmart gehört, besaß vor 30 Jahren das 61 992-Fache des Medianvermögens in Amerika. Das war noch nicht genug, heute besitzt sie das 1 157 827-Fache. Die Waltons allein haben so viel Geld angehäuft, wie die 48 800 000 ärmsten Familien der USA zusammen besitzen.

[…]

(Le Monde diplomatique; via)

Serge Halimi nennt Zahlen und setzt sie in einen Zusammenhang, den man auch dann nachvollziehen kann, wenn einen spätestes bei der neunten Null (Billion) die Vorstellung verläßt: „Die 63 000 Menschen (davon 18 000 in Asien, 17 000 in den Vereinigten Staaten und 14 000 in Europa), die mehr als 100 Millionen Dollar besitzen, verfügen zusammen über ein Vermögen von 39 900 Milliarden Dollar.”

Zur Relation: „2011 belief sich das Weltsozialprodukt auf rund 70 000 Milliarden Dollar”; dazu steuerte Deutschland, laut Statistischem Bundesamt, mit seinen ca. 80 Millionen Einwohnern ca. 2 500 Milliarden Euro bei.

Das alles sind Fakten, die man nicht bestreiten, allenfalls ignorieren kann (wobei man letzteres – in einer großen Übereinkunft zwischen all jenen Bewohnern des Abendlands, die noch nicht von den Folgen des wohl umfassendsten Umbau der Gesellschaft seit dem 2.Weltkrieg unmittelbar betroffen sind – auch tut). Unbestreitbar ist außerdem, daß die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter klafft, in einem Ausmaß, wie man sich das vor 30 Jahren nicht einmal im Milieu von Gewerkschaftern, Sozialdemokraten, oder Linksintellektuellen vorstellen konnte.

Streiten kann man allein über die Wertung, ob all das so gottgewollt und unabwendbar ist, oder ob es Alternativen gibt.

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