19.2.2013

Frank Schirrmacher - Ego

Da der Kalte Krieg Schirrmachers Lieblingsmetapher ist, beginnen wir mit dem, was ursprünglich als sein Ende galt: dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Schirrmachers Behauptung, dieser sei maßgeblich erfolgt, weil sich amerikanische Ökonomen und Militärs unter Zuhilfenahme der Spieltheorie gegen den Kommunismus verschworen hätten, ist so absurd, dass ihr 23 Jahre nach dem Mauerfall wohl nur noch die Betonfraktion innerhalb der Linkspartei folgen kann. Dass die Sowjetunion an inneren Widersprüchen gescheitert ist und ihr Ende vor allem durch Gorbatschows erste Demokratisierungssignale beschleunigt wurde, sollte sich Schirrmacher eventuell noch einmal von seinen Zeitgeschichts-Redakteuren erklären lassen.

(Cornelius Tittel in Die Welt)

Denn unbestreitbar ist, dass spieltheoretische Prinzipien heute so gut wie allen avancierten mathematischen Programmen zugrundeliegen, die von Investoren, Banken, Brokern und Unternehmen in direkten Konkurrenzsituationen angewendet werden.[…]

Natürlich war der homo oeconomicus, elaboriert in Chicago, schon immer mehr als pure Vereinfachung, es war stets ein ideologiegeladener Idealtyp. Doch nun gewinnt er imperiale Macht, dringt als überwältigendes Schema - gerade weil er alle individuelle Besonderheiten für irrelevant erklärt - in alle Köpfe, in alle Karriereanforderungen, in alle Institutionen, die rechenschaftsfähig sind.

(Andreas Zielcke in der Süddeutschen)

Was für eine irre Veranstaltung. Da debattieren Leute über die computergestützte Gesellschaft, die noch nie eine Zeile Code geschrieben haben – und das nimmt man dann noch ernst (wobei Schirrmachers Eloge, als Initialzündung für diese Kommentare, wohl auf Platz Eins auf die Liste des versammelten Unsinns gehört. Ich fürchte, ich komme nicht darum herum, sein Buch zu lesen.).

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