17.2.2013

Leiharbeiter bei Amazon

Die beiden Filmautoren, Diana Löbl und Peter Onneken, schilderten akribisch, wie Einschüchterung bei Amazon als Geschäftsmodell funktioniert. Das Unternehmen betreibt in Deutschland sieben Distributionszentren, in denen vor allem Leiharbeitnehmer beschäftigt werden. Die Einschüchterungskette beginnt schon bei deren Anwerbung im europäischen Ausland. Statt eines versprochenen Beschäftigungsverhältnisse bei Amazon kommt kurz vor Vertragsbeginn eine Leiharbeitsfirma namens „Trenkwalder Personaldienste GmbH“ ins Spiel. „Bei Trenkwalder steht der Mensch im Mittelpunkt – das ist der Kern einer vertrauensvollen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und Kunden“, so formuliert es das Unternehmen auf seiner Firmenhomepage. Was das heißt? Sie bieten der spanischen Kunstlehrerin Silvina einen Arbeitsvertrag an – mit reduzierten Konditionen. Untergebracht werden die Mitarbeiter etwa für das Amazon-Logistikzentrum in Bad Hersfeld in einem insolventen Freizeitpark.

(Frank Lübberding in der FAZ.)

Die Frage bleibt, wie man sich als Kunde von Amazon zu solchen Berichten verhält.

Man kann sich – als Kunde dieser monströsen Veranstaltung – hinter Analysen verstecken, die der Politik alle Schuld in die Schuhe schieben, mit der man, als einsamer, abgehängter Partizipant im sog. demokratischen Prozeß, nichts mehr zu tun hat. Trotzdem bleibt ein schlechtes Gewissen, wenn man die nächste Bestellung bei Amazon aufgibt

Ich habe bei Amazon eine Menge gekauft - allerdings keine Bücher. Es gibt bei mir um die Ecke einen kleinen, aber sehr guten Buchhändler, bei dem ich schon seit Jahren meine Bücher kaufe (auch dort habe ich einiges Geld gelassen).

Wenn es um Elektronik geht, gibt es als Alternative nur Saturn+MediaMarkt – das ist nur Pseudokonkurrenz, weil beide Ketten zur Metro-Gruppe gehören, und deutlich überhöhte Preise verlangen (wobei ich bezweifele, daß die Arbeitsbedingungen dort wesentlich besser sind als die bei Amazon).

Noch finsterer (aus meiner Sicht, der des Kunden) sieht es aus, wenn man eine Alternative zum Bezug von englischsprachigen DVDs sucht. Amazon UK ist mE. dort schlicht konkurrenzlos. Da ich meinen Fernsehapparat seit Jahren nicht mehr einschalte, und eine tiefgreifende Aversion gegen deutsch synchronisierte Filme und TV-Shows entwickelt habe, habe ich keine Ahnung, wie ich meinen Bedarf an Kultur anderswo bedient bekomme (Musik ist 19.Jh, Film 20.Jh;, und die aktuell spannendste Form von Kunst findet sich im Bezahl-Fernsehen in US und UK – von der bekommt man hierzulande nur etwas mit, indem man sich die Originale auf DVD beschafft).

(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)