Cubase 7 - Chord Track (Chord Assistant)

(Thema)

Die Vorschläge, die der Chord Assistant (CA) von Cubase 7 bietet, basieren (zunächst; da ist für zukünftige Erweiterungen ein großer Spielraum) auf zwei Algorithmen, zwischen denen der User auswählen kann (im „Mode“-Menu): „Cadence“, und „Common Notes“.

Letzterer basiert auf einem eher simplen Modell: Akkordfolgen klingen in der Praxis meistens sehr „gut“, wenn sie gemeinsame Noten haben. Die Folge zB. von „C-Dur“ nach „E-Moll“ hat zwei von drei Tönen gemeinsam, und es braucht keinen Doktor in den Musikwissenschaften, um zu verstehen, warum das sehr logisch – „gut” – klingt.

Dabei stolpert man aber auch bei der Verwendung dieses Algorithmus schon über Akkordfortschreitungen, die man nicht ohne weiteres aus dem Ärmel schüttelt: „C-Dur“ auf „Es-Dur“ ist noch im Rahmen üblicher Erwartungen (die beiden Akkorde teilen einen gemeinsamen Ton, das „G“, und sind „terzverwandt“). „Cj7“ und „Abm“ sind immer noch über einen gemeinsamen Ton miteinander verbunden – wobei man das „H“ in Cj7 enharmonisch mit dem „Cb“ in As-moll verwechseln muß, um den Zusammenhang zu sehen (der Algorithmus wirft hier ein Ergebnis aus, auf das man, selbst mit einem Background in Musiktheorie, erst einmal kommen muß).

Deutlich interessanter wird es, wenn man sich das „Cadence“-Modell im CA näher ansieht. Dort ist ein sehr strikter Algorithmus unterwegs, der für seine Vorschläge stur nur Akkorde in Erwägung zieht, die dem Modell der Kadenz folgen: I-IV-V-I [1].

Ein „C-Dur“-Akkord kann in einer Kadenz dreifach auftreten: auf der ersten Stufe (der CA schlägt, für die Folge, die IV. Stufe vor: F-Dur), auf der fünften (was im Kadenz-Modell wieder bei F-Dur landet, diesmal als I. Stufe) , und der vierten Stufe (der Vorschlag hier lautet: gehe weiter in die V. Stufe, nach D-Dur).

Was passiert, wenn man zB. einen „Nachfolger“ für D-Moll sucht? In der Dur-Kadenz kommt dieser Akkord nicht vor (wohl aber in den Moll-Kadenzen, die auf einem bestimmten „Complexity“-Level des CA auch in Erwägung gezogen werden, und Vorschläge produzieren). Dabei ist D-Moll (in C-Dur; auf der II. Stufe) ein Stellvertreter – ein „Substitut“ – für die IV. Stufe. Im Modell der Kadenz kann hier also „G-Dur“ – als V. Stufe – folgen. - Das ist das Vorgehen des CA, wenn man „Substitute Source Chord“ aktiviert.

Im nächsten Level wird, bei den Vorschlägen, auch das „Ziel“ „Opfer“ von Substitut-Bildung. Auf „C-Dur“ kann „F-Dur“ folgen – oder sein Substitut, „D-Moll“. Das ist dann einer der Vorschläge, die man bekommt, wenn man „Substitute Destination Chord“ aktiviert.

Um das Thema kurz zu Ende zu bringen: „Second Level Substitutes“ (mein privater Sprachgebrauch) sind Alternativen zu den „üblichen“ Substituten: „C“ (als I. Stufe) kann zuerst von der VI. Stufe substituiert (ersetzt) werden (A-Moll), alternativ aber auch von der III. Stufe (E-Moll - was sehr viel „schwächer“ klingt); usf. – „Altered Substitutes“ beziehen sich besonders auf Alterationen der V. Stufe – im Jazz ist es zB. gängige Praxis, einen G7 durch einen Db7 zu ersetzten (Tritonus-Substitut).

Dabei ist das Thema – in der aktuellen Implementierung des CA – noch längst nicht ausgereizt.

  1. [1] Man kann, als User, sogar noch das Kadenz-Modell wählen – ich lasse das zunächst mal außen vor.