26.11.2012

Cubase 7 - Chord Track (2)

(Thema)

Im Chord Track von Cubase 7 gibt es ein Feature, das jetzt schon, noch bevor es bei den Usern angekommen ist und benutzt werden kann, durchaus kontrovers diskutiert wird: den „Chord Assistant“. Dabei geht es um einen Software-“Agenten“, der Vorschläge unterbreitet, welche Akkorde auf einen vorherigen Akkord folgen könnten – welche Akkorde hier „wohl klingen“ (wie es im Vokabular des deutschsprachigen Marketings heißt). Dabei geht es noch einen Schritt weiter: der Chord Assistant kann auch Vorschläge machen, welche Akkorde (Plural!) einen Ausgangs- mit einem Endakkord sinnvoll verbinden. Man definiert zB. die Folge aus Cmaj7-X-X-G7, wählt die beiden „X“-Chords an, und erhält eine Liste von Vorschlägen, welche Akkorde – im Rahmen von bestimmten, vom User einstellbaren Vorgaben – man hier sinnvoll einsetzen könnte.

Hinter dem Chord Assistant verbergen sich keine Listen, die zB. von Sounddesignern zusammengetragen wurden, sondern Algorithmen, die Musiktheorie abbilden. „Hinter dem Vorhang“ gibt es C++-Classes, die die Funktionen der Stufentheorie, Kadenzen, Skalen etc. pp. abstrahieren, die dann von der Software verwendet und miteinander – nach Regeln, die von Büchern über Musiktheorie abgekupfert sind – verknüpft werden, um die Vorschläge zu generieren.

Dabei ist der Ursprung des Features eine versteckte Wette. Einer unserer PO's („Product Owner“; ein Begriff aus Scrum) hatte sich die Konkurrenz angesehen, und war der Meinung, daß es ja wohl ein Einfaches wäre, da mit einem eigenen Entwurf für Cubase gegenzuhalten. Das ist natürlich gar nicht so einfach – sonst wären solche Features schon seit Jahren selbstverständlich für jede DAW, die sich auf dem Markt befindet. Für mich war das die Initialzündung, nachzuweisen, daß es zumindest für mich möglich ist, hier eine Lösung zu finden. Das Projekt – diese „Wette“, die ich nur mit mir selber abgeschlossen hatte – hat mich dann einige Monate beschäftigt, und zwar weit über den "nine to five"-Job hinaus, den ich bei Steinberg habe.

Jetzt – nachdem das Grundkonzept steht, und stabil läuft – ertappe ich mich regelmäßig, noch bis spät nachts mit den Vorschlägen des Chord Assistant zu spielen. Ich weiß ganz präzise, wie die Algorithmen funktionieren (ich habe sie schließlich geschrieben) – trotzdem bin ich vom klingenden Output wieder und wieder überrascht.

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