3.11.2012

Hans Werner Henze (*1.7.1926; †27.10.2012)

1996/97 habe ich Torsten Brandes, einem Komponisten am Anfang seiner Karriere, dabei geholfen, seine erste Sinfonie für den Ausdruck vorzubereiten. Er war gerade dabei, seinen Kompositionsstil komplett über den Haufen zu werfen, nachdem er die siebte Sinfonie von Hans Werner Henze gehört hatte. Aufgrund dieser Erfahrung hatte er den ersten Entwurf seiner Sinfonie, in einer unwiderruflichen Geste, von seiner Festplatte gelöscht.

Er war schon zuvor Cubase-User – beim Versuch, einen neuen Ansatz zu finden (weg von der Tonalität, aber mit immer noch großer Affinität zu spätromantischen Ausdrucksformen) stieß er jedoch wieder und wieder auf Bugs in meiner Notationsssoftware, und löcherte den Support bei Steinberg so lange, bis man dort den verantwortlichen Programmierer (mich) mit ihm in Verbindung setzte.

Ich war in der Folge öfters Gast in Torstens Haus bei Bremen, und habe Bugs, die seinen Computer bei der Arbeit mit Cubase regelmäßig zum Absturz brachten, gewissermaßen „live“ gefixt. Der Score-Editor war nach diesen Monaten ganz erheblich stabiler benutzbar. Diese Zusammenarbeit war letztlich auch die Ursache, warum ich mich beim Rewrite von Cubase (1995-2000/01; Cubase SX1) dafür entschieden habe, den Code des Score-Editors eben nicht (wie man das für den Rest des Programms getan hat) komplett neu zu schreiben, sondern meinen bestehenden, endlich einigermaßen stabilen Code weiter zu nutzen und „nur” grundlegend zu refaktorieren.

Das ist freilich nur die eine Hälfte der Story. Als bekennender Henze-Fan hat Torsten nicht nur dafür gesorgt, daß ich das ebenso wurde (und darüber hinaus dafür, daß ich mich endlich ernsthaft mit der Musik der Spätromantik – namentlich der Sinfonik Gustav Mahlers – auseinander setzte).

In Cubase gibt es unter der Rubrik „Notation Style“ eine Rubrik, die früher (in Cubase VST 5.0) „Modern Style“ hieß, die heute unter der sehr viel angemesseren Überschrift „H.W.Henze Style“ steht. Man kann dort Optionen aktivieren, mit denen sich das Notenbild so anpassen läßt, daß es den Gegebenheiten in der Partitur von Henzes Siebter folgt – so auch denen im Ausdruck von Torsten Brandes' Erster.


(Nebenbei: das Intro für die Foto-Abteilung hier im Blog zeigt ein über drei Ebenen verteiltes Foto (keine Montage), in der ich vor dem Computer sitze, mit einer Partitur in den Händen – mit derselben Partitur, aufgeschlagen auf dem Schreibtisch auf dem Bild im Computermonitor. Die Partitur ist jeweils die der siebten Sinfonie von Hans Werner Henze.)

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