28.8.2012

Brotherhood (TV-Show)

Mike Caffee – Möchtegern-Godfather in Providence, Rhode Island – wird den Verdacht nicht los, daß Colin, sein Cousin und First Lieutenant, eine Affäre mit seiner Geliebten, Kath, hat. Tatsächlich sind die beiden sich immer näher gekommen, und waren kurz davor, ein Verhältnis zu beginnen – was Colin aber quasi in letzter Minute abgebogen hat. Ihn führt hier gar nicht so sehr die Angst, der nächste zu sein, den Mike erschießt, erwürgt, oder zu Tode prügelt (obwohl genau dies die Konsequenz wäre, wenn Mike von dieser Geschichte erfährt). Vielmehr handelt er aus – im Zusammenhang plausibel erklärter – Loyalität zu einem Mitglied seines irischstämmigen Clans.

Mike steigert sich in eine Eifersucht immer mehr hinein. Sie entlädt sich irgendwann, und er schlägt, aus nichtigem Anlaß, Colin übel zusammen (was er umgehend bedauert).

Dessen Reaktion ist von beklemmender Konsequenz und Schönheit: mit schlimm zugerichtetem Gesicht klopft er an Kath's Wohnungstür. Als sie ihm öffnet, umarmt und küßt er sie mit nicht länger unterdrückter Leidenschaft. Wenn man mich für etwas bestraft – so scheint er zu denken –, was ich gar nicht getan habe, kann ich es zumindest im Nachhinein tun.

Dumm nur, daß im Auto auf der Straßenseite gegenüber zwei Agenten des FBI sitzen, die eigentlich Mike überwachen sollen. Der eine hat eine Kamera in der Hand, und zeigt dem anderen im Display das Foto, das er gerade geschossen hat: Colin küßt Kath.

„Nice Resolution. Is that a RAW file?“
(With a shake of the head:) „JPEG.“


Das ist Humor, bei dem einen das Lachen im Halse stecken bleibt. Die Showtime-TV-Show Brotherhood schildert eine gnadenlose Realität, in der aber nur solche Momente noch ansatzweise befreiend wirken (die Story oben faßt einen Handlungsstrang aus der dritten Staffel von „Brotherhood” zusammen).

Große Empfehlung.


[Nachtrag] Ich habe gerade die beiden letzten Folgen gesehen. Keine der Wendungen, die ich als unausweichlich vermutet hatte, ist eingetreten, und dennoch ist das Ende komplett plausibel. Die Autoren haben es geschafft, sich jedes Klischees zu enthalten, und eine höchst ungemütliche Geschichte von der Alltäglichkeit des Grauens (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne) erzählt, in der nichts – aber auch gar nichts – ein auch nur halbwegs glückliches (oder auch nur konsequentes, befreiendes) Ende findet.

„Brotherhood“ ist die verstörendste TV-Show, die ich kenne (noch gnadenloser als die – auch nicht gerade für zart besaitete Zuschauer gestrickten – Sopranos).

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