7.8.2012

Karl Amadeus Hartmann: Concerto funebre, 4. Satz: Choral (Langsamer Marsch)

Karl Amadeus Hartmann
Karl Amadeus Hartmann

Nach dem Schlußakkord (dessen Wirkung das Ende der 6. Sinfonie Mahlers zu spiegeln scheint) gibt es für einen kurzen Moment ein tiefes, fast betretenes Schweigen, bevor das Publikum zu applaudieren beginnt – ein sicheres Zeichen, daß die Interpreten[1] einer bewegenden Musik gerecht wurden.

Karl Amadeus Hartmanns Werk gibt einen Anhaltspunkt, wenn man darüber spekulieren will, was der Spätromantik in der Tradition von Brahms und Wagner hätte folgen können, wenn Terror und Krieg nach der Machtergreifung Hitlers dieses Erbe nicht unwiderruflich desavouiert hätte. Hartmann, in der „inneren Emigration” zwischen '33-'45, ist vielleicht der letzte glaubwürdige Vertreter einer Tradition in der Musik, der sich nicht auf aleatorische oder serielle Verfahren berufen mußte, um sein Schaffen vom Geniekult abzugrenzen, den man zu seiner Zeit betrieb. Seine Musik ist naiv, und zwar im besten Sinne dieses Wortes: jenseits jeder Theorie, aber bis in die letzte Note durchgehört.

  1. [1] Camerata Bern; Antje Weithaas, Violine; 8.11.2009
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