24.6.2012

Noa Wildschut, Violine

Was mich am Spiel der elfjährigen Noa[1] Wildschut am meisten beeindruckt, ist gar nicht so sehr die famose Bogentechnik oder die stupende Sicherheit noch bei den wahnwitzigsten Lagenwechseln – generell die, nicht nur für ein Kind ihres Alters, unglaubliche Virtuosität[2]. Im Zweifelsfall kann man sich dann vorstellen, daß dies alles durch rigorose Dressur antrainiert wurde. Nicht aber hier: diese Performance besticht durch ihre überaus ursprüngliche Musikalität.

Man muß nur darauf achten, wie hier mit Agogik gearbeitet wird. Das Tändeln mit dem Zeitmaß geht hier ganz wunderbar auf, und es ist nicht etwa die Professorin am Klavier (Coosje Wijzenbeek), die die Vorgaben macht. Die agogische (auch dynamische) Gestaltung geht eindeutig von der Geigerin aus, der das Klavier dann nur noch folgt.

  1. [1] Nebenbei: nicht nur die Ähnlichkeit des Namens erinnert mich an die „Lea” aus dem Roman von Pascal Mercier.
  2. [2] Man achte zB. auf die raschen Flagolett-Läufe bei ca. 2:12: das ist praktisch unspielbar, weil jeder Ton einen Lagenwechsel benötigt (der Zeigefinger der linken Hand drückt die Saite auf das Griffbrett, während der kleine Finger sie nur berührt, wobei sich auch noch der Abstand zwischen Zeige- und kleinem Finger mit jedem Ton – um Bruchteile eines Millimeters – verschieben muß). Auch Noa Wildschut bekommt das nicht komplett richtig hin – aber sie ist verdammt dicht dran, so dicht wie nur ganz wenige wirklich große Virtuosen. (Ich hatte in meiner Kindheit über eine Reihe von Jahren recht ernsthaften Unterricht im Geigenspiel; insofern habe ich noch eine gewisse Ahnung, wovon ich hier rede.)

(Via Harald Eggebrecht, SZ-Online)

(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)