29.4.2012

The Avengers - Buch und Regie: Joss Whedon

(Themenzusammenhang)

TheAvengers2012

Loki, der Bruder von Thor, bekommt eine Gelegenheit, seinen üblen Gelüsten auf Unterwerfung der Menschheit nachzugehen, als ein wissenschaftliches Experiment schief geht und der Tesseract – ein Device, das eigentlich dazu gedacht war, die Energieprobleme der Menschheit ein für alle Male zu lösen – ein Loch zu einer alternativen Dimension öffnet. Die „Avengers“, eine Gruppe von Superhelden, formt sich neu, um der Bedrohung durch eine gigantische Armee, die Loki durch dieses Loch in die heutige Realität einschleust, zu bekämpfen.

Joss Whedon spielt hier nicht zum ersten Mal mit der außerordentlich dünnen Storyline eines B-Pictures, und sein Spiel geht auch hier immerhin soweit auf, als man, als Zuschauer, über die Art und Weise, wie er sie erzählt, über 2½ Stunden die Realität ausblenden kann.

„Captain America“, der „Hulk“, „Thor“ usw. sind Reminiszenzen an eine Zeit in der Popkultur, als Superhelden noch eine gewisse Plausibilität hatten: sie dienten als Platzhalter für Träume von Heldentum, bevor dieses komplett desavouiert war. Captain America zB. ist, soweit ich das (ohne diese Comics ausführlich gelesen zu haben) verstanden habe, ein Stellvertreter für den „guten Soldaten“, der im zweiten Weltkrieg dafür gesorgt hat, die Welt von der Barbarei der Nazis zu heilen. Heutzutage funktioniert solcher Übertrag von Rollen nur noch sehr mühsam – jedenfalls nicht ohne eine gehörige Übertreibung in der Unterscheidung zwischen „Gut“ und „Böse“, und nicht zuletzt einen schrecklich pathetischen Ton in den Dialogen.

Zumindest davon findet sich nichts in der Erzählung von den „Avengers“. Steve Rogers (Captain America) etwa wird geschildert als einsamer Charakter, der mit dem Relativismus in moralischen Dingen seiner Mitstreiter überhaupt nichts anfangen kann. Tony Stark (Ironman) verkörpert dessen Gegenpol: er hat sich schon immer als reichen Playboy definiert, den nur sein eigenes Wohlsein interessiert. Dabei ist bemerkenswert, wie dessen Wendung in einen echten Helden – der dazu bereit ist, sein eigenes Leben für das von Anderen aufs Spiel zu setzen – in der Erzählung des Films vorbereitet wird. Es gibt eine – fast an Slapstick erinnernde, wirklich lustige – Szene, in der ein Bote ihm die Aufforderung überbringt, sich den Avengers anzuschließen, und in der erst seine Freundin mit ein paar Verwechslungskunststücken zwischen Sektglas und Handhelds dafür sorgt, daß er die Aufforderung endlich in den Händen hält und zu Kenntnis nimmt.

In der „Aftermath“ - nachdem halb Manhatten in Schutt und Asche liegt – gibt es eine Sequenz, in der die Kommentare in den TV-Nachrichten gezeigt werden. Dort ist man sich keinesfalls einig, ob man von Helden gerettet wurde, oder ob die Superheros nicht etwa die eigentliche Ursache des Desasters waren. Deren pure Existenz habe schließlich dafür gesorgt, daß es zu den Kämpfen überhaupt erst kam, die dann zahllose Opfer in der Zivilbevölkerung zur Folge hatten. Das ist dann endlich O-Ton Whedon, und – soweit ich das verstehe – sein eigentliches Thema.

Zusammenfassend: wenn man man einen netten Abend im Kino mit ganz viel Popcorn verbringen will, wird man Bestens bedient. Das ist Blockbuster-Kino mit viel Special-FX und relativ wenigen (dann jedoch exzellenten) Dialogen. Joss Whedon ist offenbar in die Liga jener Regisseure aufgestiegen, denen neunstellige Budgets zur Verfügung stehen, die dafür aber auf den Massengeschmack Rücksicht zu nehmen haben. Das muß nicht zwangsläufig übel ausgehen (Chris Nolan etwa ist ein gutes Beispiel für einen Regisseur, der von seinen Ideen keinerlei Abstriche zu machen scheint, egal, wieviel die Studios in sie investieren). Von Joss Whedon wünschte ich mir, daß er seinen Figuren mehr Freiraum einräumt, miteinander zu reden – seine Stärke liegt im Schreiben von Dialogen, die bei dieser Gelegenheit deutlich zu kurz kommt.

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