17.4.2012

Über Komplexität (Mixing)

Ein Mischpult – in der Welt der Musikproduktion – ist zunächst ein recht einfaches Werkzeug. Man hat es ursprünglich mit „vielen“ Eingangskanälen (z.B. „vielen“ Mikrophonen) zu tun, die man zu einer „Summe“ addiert (z.B. um auf die Boxen der PA einen Sound zu legen, der alle Gesangstimmen auf den Mikrophonen zu einem für das Publikum wahrnehmbaren „Chor“ zusammenfaßt).

Das einfache Werkzeug wird im Lauf der Zeit immer komplexer. Man kann es zB. irgendwann auch dazu benutzen, um die Ausgabe eines Hallgeräts über die Performance zu mischen, indem man „Sends“ verwendet – man benutzt die Schaltmöglichkeiten des Mischpults, um mit den unterschiedlichen „Zügen“ auf dem Pult unterschiedliche Anteile des Halls zu mischen.

Irgendwann kommt dann vielleicht der Sänger auf den Toningenieur zu, und verlangt, daß man den Mix, den er in seinen Monitoren hört, etwas anders „laut“ macht (oder anders „verhallt“), als jenen, der im Publikum zu hören ist – dann ist man beim Thema „Control Room“ angelangt.

Dann kommt jemand, der über „Duck“ und „Sidechain“ irgendetwas etwas geregelt haben will, was auch ich gerade nicht mehr verstehe – und irgendwann landet man dann im Wahnsinn jener Mischpulte, deren Features heute jeder selbstverständlich findet, der mit ihnen aufgewachsen ist.

So geht das aber mit jedem Feature, und es ist egal, ob es sich hier um Soft- oder Hardware handelt. Was man kennt, ist in einer geradezu unglaublichen Komplexität unmittelbar verständlich, und was man noch nie zuvor gesehen hat, ist fremd in einem Grad, daß man es, so einfach es bei näherem Hinsehen auch ist, ungefragt ablehnt – ungeachtet jener Komplexität, die man verinnerlicht hat und auf „seinem“ Gebiet als „einfach“ voraussetzt, und, ungeachtet dessen Komplexität, auf einem anderen Gebiet mit eben dieser Selbstverständlichkeit wiederfinden will.

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