19.12.2011

Eric Dolphy Quintet – Berlin 1961

Das Video oben bietet ein schönes (zudem kurzes) Beispiel für ein „Verkehrtherum-Solo”: Eric Dolphy startet mit Phrasen im extremen „Outside”, kehrt danach aber wieder ins „Inside” zurück.

Überhaupt Eric Dolphy: ich halte ihn für einen der facettenreichsten Saxophonisten im Jazz überhaupt. Er hat neben John Coltrane und Miles Davis auf der Bühne gestanden, ohne daß man ihn nur für einen Moment für einen „Sidekick” hätte halten können. Bei Konzerten gemeinsam mit seinen weit berühmteren Zeitgenossen hat er niemals in deren Schatten gestanden.

Von Dolphy gibt es zahlreiche Aufnahmen, die jedoch meistens nicht über Sessioncharakter hinauskommen: einem Thema folgt ein Solo dem anderen, wobei die Soli mit dem Thema wenig oder gar nichts zu tun haben. Darüber hinaus sind idR. die Mitglieder seiner Band ihm nicht annähernd ebenbürtig (wobei außer Frage steht, daß Freddie Hubbard eine hervorragende Trompete spielt). Anders als bei Coltran oder Davis sind die Soli Dolphys der einzige Grund, sich dessen Aufnahmen anzuhören.


Um einen Vergleich zu geben: das Video unten (John Coltrane, My Favorite Things; die Aufnahme bricht leider mitten im Solo von McCoy Tyner ab) zeigt eben keine Session, sondern die gemeinsame Improvisation einer eingespielten Band. Hier baut das Level an Intensität gleich zu Beginn auf dem Thema auf, wobei Coltrans Solo mit dem Thema (als Höhepunkt) endet.

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