29.11.2011

Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung

Der Online-Versandhändler Amazon steht in der Kritik, eine Lücke des deutschen Sozialgesetzbuchs massenhaft auszunutzen. Das Unternehmen beschäftigt laut SPIEGEL nicht nur während des Weihnachtsgeschäfts in seinen fünf deutschen Logistikzentren Tausende Arbeitslose befristet als Saisonarbeiter, sondern lässt viele von ihnen zuvor eine sogenannte "Maßnahme zur Aktivierung und berufliche Eingliederung" absolvieren.

(Spiegel online)

Die NachDenkSeiten haben aufgrund dieser Meldung ihre Partnerschaft mit Amazon aufgekündigt, und fordern ihre Leser dazu auf, die daraus resultierenden Einnahmelücken mit Spenden auszugleichen.

Das Motiv, nach einem Boykott zu rufen, ist ja durchaus ehrenhaft. Genau aus diesem Motiv müßte ich mich aber ab sofort weigern, Steuern zu bezahlen, weil mit „meinem“ Geld u.a. Waffensysteme finanziert werden, die dann noch in alle Welt (und in mehr als nur fragwürdige Hände) exportiert werden. Wenn man den Gedanken konsequent bis zum bitteren Ende spinnt, müßte ich meinen Job kündigen, weil ich mit ihm Geld verdiene: Geld ist schließlich ein komplett obskures Konstrukt, das nur dazu dient, den üblen Lauf der Dinge fortzuschreiben (Fleisch essen? das finanziert die Praxis der Massentierhaltung; Computer benutzten? damit unterstütze ich die Ausbeutung von Afrika, was nicht zuletzt mit der Gewinnung von Coltan zusammenhängt; etc. pp.)

Wie gesagt: das Motiv steht jenseits aller Zweifel. Es bedarf jedoch einer gehörigen Portion an Naivität, wenn man glaubt, daß es Wege gibt, ein System von innen zu verändern (oder gar zu sprengen).

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