27.11.2011

Männerwochen bei der ZEIT

Zwischen ihnen standen Rosen, echte Rosen? Giovanni di Lorenzo, der Chefredakteur der Zeit, stellte dem Exverteidigungsminister Fragen: "Herr zu Guttenberg, Sie sehen anders aus als früher." Und Karl-Theodor zu Guttenberg antwortete: "Ausgeschlafener."

Seine Antwort geriet etwas knapp. Di Lorenzo bohrte, er hakte nach. Er, der Chefredakteur der Zeit, wollte sich nicht abspeisen lassen mit derart karger Kost, er war schließlich bis nach London geflogen für dieses Gespräch: "Ich meine etwas anderes. Ich vermisse die ganze Zeit Ihre Brille, ich kenne sie gar nicht ohne."

Der Exminister knickte ein, offenbarte ausnahmslos alles. Sofortige Aufklärung in der heiklen Brillenfrage. "Faktisch war es so, dass es einer reizenden Ärztin in den USA bedurfte, die festgestellt hat, dass ich ohne Brille vollkommen ausreichend sehen kann", gestand er.

(TAZ)

Unfaßbar.

Dabei muß man wissen, daß ZEIT-Herausgeber und Helmut-Schmidt-Intimus di Lorenzo offizieller Co-Autor von Guttenbergs Buch (mit dem sprechenden Titel „Vorerst Gescheitert”) ist.

Aber warum rege ich mich so auf? Nun: ich habe die ZEIT gelesen, seit ich in der gymnasialen Oberstufe war. Dabei habe ich das selbst in meiner Studienzeit (Soziologie Anfang der 80er in Hannover, als Oskar Negt dort den Lehrstuhl hatte) gelegentlich getan, wenn ich den Eindruck hatte, daß die DKP'ler und Spartakisten unter meinen Kommilitonen die Ausführungen unserer Professoren in den falschen Hals bekommen haben – diese Lektüre war damals gewissermaßen ein Korrektiv gegen die Verführungen eindeutiger Gewissheiten. Ich habe die ZEIT später über einige Jahre auch abonniert, bevor ich das Abo – in der Folge der desaströsen Berichterstattung über den G8-Gipfel in Genua, an dem auch die ZEIT beteiligt war – gekündigt habe.

Und nun das. Noch tiefer kann „intellektuelle Redlichkeit” (was auch immer man konkret darunter versteht) nicht fallen.

Freilich, momentan gibt es „bigger fish to fry“.

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