26.11.2011

Die Lüge von der Systemrelevanz

Es gibt Äußerungen, die so erhellend sind, dass man sie sich merken muss. Am 3.Februar 1996 erklärte der damalige Präsident der Deutschen Bundesbank Hans Tietmeyer in Davos, er habe bisweilen den Eindruck, „dass sich die meisten Politiker immer noch nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen und sogar von diesen beherrscht werden“. Dies sollte keine Kritik sein, Tietmeyer stellte das bestätigend fest. Wo blieben die Proteste der Politiker? Wo blieb der Aufschrei der Öffentlichkeit?

Tietmeyers Anmerkung liegt gut fünfzehn Jahre zurück. Und erst jetzt kommt endlich auch im eher konservativen Lager die Debatte über die alltäglich gewordene Beschädigung der demokratischen Willensbildung und damit auch der Qualität der politischen Entscheidungen in Fahrt – so mit der Serie von einschlägigen Beiträgen in dieser Zeitung.

(Albrecht Müller in der FAZ)

Nach Frank Schirrmachers Artikel haben es auch die kritischen Anmerkungen von Jürgen Habermas und Albrecht Müller (Herausgeber der Nachdenkseiten) in die FAZ, das Sprachrohr der sog. „bürgerlichen Mitte”, geschafft – zwar erst ins Feuilleton und nicht auf die Wirtschaftsseiten. Aber das könnte immerhin ein Anfang sein.

Man kann es auch anders sehen: wenn selbst die FAZ die Gefahr kommen sieht, ist das ein guter Hinweis für die Vermutung, daß es längst zu spät ist, noch auf einen guten Ausgang zu hoffen.

(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)