15.11.2011

Interview mit UNO-Chefökonom Heiner Flassbeck

Tageswoche: Stehen wir in einer ähnlichen ­Situation wie in den 1930er-­Jahren, als die Wirtschaftskrise in einen Weltkrieg mündete?

Flassbeck: Ich möchte mir das so nicht vorstellen. Vieles ist in der Tat ähnlich. Wenn man von Ländern wie Griechenland verlangt, dass sie in ihrer schlimmsten Krise ihr Staatsdefizit abbauen, ist das schlicht unmöglich. Das schafft kein Land der Welt! Wenn man Länder so an die Wand drängt, dann machen sie die verrücktesten Sachen. Man sieht ja heute schon, was in Griechenland los ist. Das wird noch schlimmer werden. Und es wird nicht mehr aufhören. Es ist ja keine Lösung in Sicht!

Tageswoche: Herr Flassbeck, Sie machen uns Angst.

Flassbeck: (lacht laut und lange). Ja, tut mir leid. Es ist nicht sehr gemütlich im Moment.

(Heiner Flassbeck im Interview mit der Tageswoche)

Das komplette Interview ist mehr als lesenswert. – Dabei sind es die Antworten auf die drei letzten Fragen, auf die es letztlich ankommt:

Tageswoche: Würden Sie sich eigentlich als ­Linken bezeichnen?

Flassbeck: War das links, was ich gesagt habe?

Tageswoche: Es kommt bei den Linken gut an.

Flassbeck: Das ist eine andere Frage! Das Motto meines Lebens ist: Bevor ich mich mit ideologischen Fragen beschäftige, beschäftige ich mich mit den logischen. Jetzt bin ich schon über 60 und bin immer noch nicht bei den ideologischen Fragen angekommen.

Tageswoche: Sind Sie also ein unpolitischer Mensch?

Flassbeck: Überhaupt nicht! Ich versuche nur, die Bereiche zu trennen. Das meiste, worüber wir geredet haben, hat nichts mit Ideologie zu tun, es gilt für links und rechts. Jeder vernünftige Mensch müsste das nachvollziehen können.

(via)

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