7.11.2011

Das große Geschäft mit den Kleiderspenden aus Deutschland

Wolfgang Huse hat ein gutes Gewissen und ist stolz auf seine Arbeit. Der Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes im Landkreis Osterholz-Scharmbeck leert seine Altkleidercontainer mit dem Rot-Kreuz-Emblem wöchentlich, denn es kommt ordentlich etwas zusammen. Die meisten Spendensäcke wandern allerdings nicht etwa in die Kleiderkammer des DRK[…].

[…] Es sind nicht die Hilfsbedürftigen der Welt, die von den Spenden leben, sondern eine global arbeitende und denkende Branche, die die Kleidung in einem knallharten Geschäft verkauft. Und das in so großen Mengen, dass die einheimische Textilindustrie in vielen belieferten Ländern inzwischen vollkommen marginalisiert ist. Der eigentliche Wille der Spender wird auf diese Weise ad absurdum geführt: Anstatt den Armen zu helfen, ist jedes gespendete Kleidungsstück ein weiterer Beitrag zur Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten – vor allem in Afrika, wohin der Löwenanteil der Ware exportiert wird.

(Quelle: ZEIT online)

Selbst einfachste Gesten, mit denen man versucht, gewissermaßen außerhalb des „Systems” etwas Gutes zu tun, indem man dem eigenen praktischen Verstand folgt und Überflüssiges nicht wegschmeißt, sondern spendet, landen in der Mühle der kapitalistischen Verwertungslogik. Das ist natürlich nichts Neues – es ist längst bekannt, daß noch jede Entwicklungshilfe des Westens in den falschen Taschen landet, und letztlich nur dazu führt, der lokalen Ökonomie die Luft zum Atmen zu nehmen. Trotzdem ist dies ein Detail mehr, das mich nur ratlos-wütend macht.

Immerhin gibt der Artikel in der ZEIT einen Hinweis, was man tun sollte (Link unten von mir):

Friedel Hütz-Adams, der für das Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene an einer Studie über die wirtschaftlichen Konsequenzen der Altkleiderspenden in Afrika arbeitete, hat einen ganz einfachen Tipp für alle, die nicht mehr Teil des Geschäftes mit den Spenden sein und dennoch ihre Altkleider nicht einfach wegwerfen wollen: alles gründlich zerschneiden und dann in den Spendensack. So muss Soex recyceln, und das Material kommt in den Wertstoffkreislauf, nicht in die Dumpingspirale der Exportwirtschaft.

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