5.10.2011

Interessiert Euch!

Interessiert Euch für die Kunstaktionen von Zhu Yu, der in einer Performance einen toten menschlichen Fötus zubereitet und isst, und in einer anderen Performance mit einer Prostituierten ein Kind zeugt, dieses Kind abtreiben lässt und den toten Fötus seinem Hund zum Fraß vorwirft!

Auf die – teilweise überaus entrüstete – Kommentare zu seinem Blog-Eintrag antwortet Jochen Venus (a.k.a Morph):

In der Performance, so wie sie in Shanghai stattgefunden hat, musste das Publikum davon ausgehen, einem kannibalischen Akt beizuwohnen, und zwar – das ist das entscheidende Moment – an einem quasi ungeborenen, nicht personal anerkanntem Wesen, das insofern auch nicht in seiner Würde verletzt worden ist. Gleichwohl graust es einen, wenn man sich einen solch barbarischen Akt auch nur vorstellt, geschweige denn ihm beizuwohnen gezwungen ist. Zugleich wissen wir, dass Föten nicht bestattet, sondern als OP-Müll entsorgt werden. – Unsere gesellschaftliche Praxis ist auf eine Art und Weise unmenschlich, die sich ‘Humanisten’ in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Darauf weisen Zhu Yu und ähnliche mit ihrem eigenen Leib experimentiertende Performance-Künstler hin.

Ich kann es mir nicht mehr anschauen – die Reichen werden immer reicher, und jene, die darauf noch eine Antwort zu haben scheinen (bzw. jene, die diese Antworten wahrnehmen und einzuordnen versuchen) werden selbst von einem Publikum, das vermeintlich auf der „richtigen“ Seite steht, als Akteure eines „Ablenkungsmanövers“ hingestellt.

Das ist, als wenn man davon ausgeht, daß Kunst schön sein müsse; als ob die korrekte Analyse eines (gesellschaftlichen) Zustands denen gefallen muß, die durch ihn überhaupt erst definiert sind.

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