19.6.2011

Richard Strauss - Vier Letzte Lieder

Richard Strauss (1864-1949): „Im Abendrot” (aus: „Vier Letzte Lieder”). Kiri Te Kanawa, Sopran.

Im Abendrot

Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand,
Vom Wandern ruhen wir beide
Nun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachträumend in den Duft.

Tritt her und laß sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Daß wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.

O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot ,
Wie sind wir wandermüde –
Ist das etwa der Tod?

So wunderschön die Lieder in der ersten Wahrnehmung wirken, so problematisch ist es, wenn man sie einfach nur als wehmütigen Rückblick auf die Zeit der Spätromantik hört. Sie sind nach Kriegsende entstanden, und Strauss war in die Geschicke des Dritten Reichs zu sehr verwickelt, als daß er dessen Ende anders interpretiert haben könnte, denn als Niederlage. "Ist das etwa der Tod?" – Strauss' Deutung von Eichendorffs Worten hat sicherlich nicht die Opfer des Terrors der Nazis im Sinn.

So betörend diese Musik auch wirkt – sie orchestriert letztlich das Selbstmitleid von jemandem, der mehr war als nur ein naiver Mitläufer.

(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)