13.3.2011

Notiz - Judith Butler (2)

Daß ein Leben, Sterben, Atmen und Altern der Körper stattfindet, ist unbestritten. Die Behauptung, dies alles seien soziale und diskursive Praktiken, bedeutet ja nicht, dass diese Phänomene grundsätzlich zu leugnen seinen.[…] Es wäre ein Fehler, würde man die »Konstruktion« mit dem gleichsetzen, was »künstlich« oder »verzichtbar« ist. Was geschieht denn in dem Augenblick, in dem wir uns dieser Tatsachen des Lebens vergewissern wollen? Dann erfolgt stets ein Konfigurieren des Todes, des Lebens, des Atems, des Alters, und dabei handelt es sich nicht einfach um »Interpretation«, die diesen Phänomenen übergestülpt werden; vielmehr sind es die eigentlichen Bedingungen unseres Zugangs zu ihnen, die Art und Weise, in der sie in uns leben und wir sie leben.

(Judith Butler, Körper von Gewicht, aao., S. 88)

Wer meine Darlegung zum Konstruktivismus gelesen hat, wird sich kaum wundern, daß ich Butlers Sicht der Dinge so außerordentlich interessant finde. Hier gibt es einen Bezug auf Aspekte von Herrschaft und Zwang, die in der naturwissenschaftlich-kybernetischen Fassung dieses Ansatzes von Theorie komplett ausgeblendet sind.

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