7.2.2010

Photoshop-Welten (2)

In der letzten Zeit bin ich damit beschäftigt, mich in Photoshop einzuarbeiten. Ich habe mit dem Programm zwar schon früher gelegentlich – mit einer Raubkopie aus der Mitte der 90er Jahre – herumgespielt, aber nie versucht, damit ernsthaft Ergebnisse zu erzielen. Das sieht gerade anders aus. Ich habe eine Lizenz für Photoshop (CS4) gekauft, und mittlerweise einige Freizeit investiert, mich durch Einführungen und Tutorials zu kämpfen. - Dabei lerne ich überraschend viel, wie Userinterfaces (nicht) funktionieren, wenn man als Einsteiger vor einem hinlänglich komplexen Programm sitzt.

In all jenen Applikationen, die ich sonst täglich nutze, kenne ich mich mit großer Selbstverständlichkeit aus, und habe die Perspektive des Neulings längst verlernt. Dabei waren die Programme, mit denen ich vor über zwanzig Jahren begonnen habe, nicht annähernd so tief (bzw. verworren), wie dies heutige, an eine ganze Generation von speziallisierten Anwender adressierte Anwendungen zuweilen sind. Insofern ist es auch für meine Arbeit an Cubase grundsätzlich lehrreich, vor einem Programm zu sitzen, bei dem ich, als Neuling, selbst grundlegende Arbeitsschritte, den „Workflow“, nicht verstehe oder kenne, ja, nicht einmal antizipiere. – Ich komme auf das Thema zurück.

Original
Original

Farbabgleich (Kurve)
Farbabgleich (Kurve)

Maskiert (Helligkeit)
Maskiert (Helligkeit)

Maskiert (Scharz/Weiß)
Maskiert (Scharz/Weiß)

Das nebenstehende Foto stammt vom Berliner Hauptbahnhof, und das Original illustriert ein typisches Problem in der (digitalen wie analogen) Fotografie: die Szenerie ist derart kontrastreich, daß sie zwar das menschliche Auge ohne weiteres entschlüsselt, nicht jedoch der reduzierte Kontrastumfang einer Kamera. Der Blick durch das Glasdach in die Schneelandschaft draußen ist deutlich und scharf, während der Innenraum komplett in Schwarz versäuft. Dabei ist nicht etwa die Belichtung falsch gewählt: mit einer größeren Blende bekäme man zwar mehr Licht auf den Innenraum, wobei dann aber im Fenster lediglich konturloses Weiß zu sehen wäre.

Eine erste Möglichkeit, hier zu korrigieren, bietet die Veränderung der Farbkontraste. Man kann die „Tiefen“ (also die sehr dunklen Bereiche) heller machen, und die „Lichter“ (die hellen Bereiche) im Gegenzug dunkler. Die meisten Programme zur Fotobearbeitung bieten hier zumindest eine rudimentäre Funktionalität, die jedoch durchgängig nur wenige Steuerungsparameter bietet und nicht wirklich brauchbar ist. In Photoshop kann man den Farbverlauf direkt im Histogramm verändern – besser noch: in CS4 gibt es ein Tool, mit dem man direkt im Foto eine Stelle anklickt, um durch Mausbewegung den Farbverlauf an- oder abzuheben (Die Profis, die ich gesprochen habe, meckern an, daß es in CS4 im Vergleich zum Vorgänger keine wirklich neuen Funktionen gibt. Das ist wohl richtig – für mich bedeutet aber das neu gestaltete Userinterface für die Farbanpassung, daß ich auch ohne mehrjährige Erfahrung mit der Software rasch zu brauchbaren Ergebnissen komme).

Noch besser geht es, wenn man mit Masken arbeitet. Masken in Photoshop sind letztlich nichts anderes als Clip-Regions, wie sie zuerst auf dem Apple-Macintosh Mitte der 80er implementiert wurden, und selektieren bestimmte Bildschirmbereiche, auf die man dann die Wirkung einer bestimmten grafischen Funktion beschränken kann. In diesem Fall habe ich mit dem „Magic-Wand-Tool“ die dunklen Bereiche markiert und dort schlicht die Helligkeit angehoben. Die Lichter bleiben hingegen unverändert, und werden nicht matschig, wie im vorherigen Versuch.

Das vierte Bild ist schlicht ein Trick, bei dem dieselbe Maske in Schwarz-Weiß konvertiert wurde, während der Rest bleibt, wie er ist. Das ist natürlich kein Nachbearbeiten – oder „Entwickeln“ einer RAW-Datei – mehr, sondern ein Effekt. Man mag zu solchen Manipulationen unterschiedlicher Meinung sein – in diesem Fall ist m.E. die Bearbeitung aber gar nicht weit vom Original entfernt, sondern betont und variiert nur den ursprünglichen Effekt des „Versaufen“.

All diese Spielereien waren eine Sache von wenigen Minuten, und ich würde dafür auch nicht stundenlang vor dem Computer sitzen, wie dies die Profis zwangsläufig tun. „Einfach” wurde das freilich erst, nachdem ich – teilweise, in einem gewissen Rahmen – die prinzipiellen Zusammenhänge kapiert hatte.

(Bei Adobe TV findet sich eine ganze Serie interessanter Videos und Tutorials, u.a. eine beeindruckende Demo der „Mask“-Funktionalität.)

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