28.11.2009

Guter Wein

Sie ließen die Versuchspersonen mit der abgebildeten Apparatur drei Mal den gleichen Kaffeeduft riechen, wobei sie vorgaben, jeder Kaffee sei in einer anderen Kaffeemaschine erzeugt worden. Die Versuchspersonen kamen zu dem vorhersehbaren Ergebnis, dass der Kaffee aus der teuren, modernen Kaffeemaschine am besten röche, der aus der billigsten am schlechtesten.

Quelle (Wille versus Kausalität)

Das ist ein hübsches Beispiel für die These, daß jede Wahrnehmung der Sinne vom Gehirn erst produziert wird. Dabei muß ich zugeben, daß ich nur auf die Gelegenheit warte, mal ein Glas richtig teuren Wein aus dem Bordeaux zu probieren - Lafite, Latour, Mouton, Margaux, Haut-Brion, to name the few.

Ich stelle mir vor, daß es ein einmaliges Erlebnis sein muß, das Versagen der Mechanismen der eigenen Wahrnehmung unter Höchstbelastung zu erleben.

Ein 20 Jahre alter Margaux (für mindestens €500,-) schmeckt mit großer Wahrscheinlichkeit sensationell gut, aber eben nicht um den Faktor 50 besser als ein Bordeaux für €10,- vom gut informierten Weinhändler gleich um die Ecke. Von dieser Vermutung gehe ich zumindest aus, wenn ich dennoch nicht widerstehen kann. Das hat mit dem Verhältnis zwischen Preis und Prestige nichts zu tun - ich bezahle den Preis und mache das Experiment vielleicht irgendwann, ohne irgend jemand davon zu erzählen.

Wahrscheinlich wache ich - nach der Weinprobe - dann am nächsten Morgen mit dickem Kopf auf und frage mich, warum ich eine dreistellige Summe dafür ausgegeben habe, nur um nachzuweisen, daß ich mich selber so leicht nun auch wieder nicht betrügen kann.

Anders gesagt: es ist relativ einfach, sich über übersimplifizierte Versuchsaufbauten zu echauffieren. Wenn man jedoch sich selbst mitten in solch einem Experiment wiederfindet, ist es gar nicht mehr einfach, den nötigen Abstand herzustellen. Mehr noch: die Aufforderung, gefälligst einen Schritt zurück zu treten, um das eigene Treiben kritisch zu besichtigen, ist eine veritable Drohung. Wer diese Drohung dann auch noch beiseite schiebt, generiert nicht zuletzt einen Stolz auf den Sieg über die eigene Angst, der ggf. dazu führt, die Bedeutung dieses „Schritt zurück” gründlich zu überschätzen. Usf.

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