18.11.2009

Torchwood

Im Pilotfilm zur Serie begegnet man der Polizistin Gwen Cooper, die am Schauplatz eines Mordes ermittelt. Dort fährt ein Transporter vor, dem ein Trupp von vier Leuten entsteigt und die Ermittlung an sich reißt: dies sei „Torchwood”, heißt es lapidar. Gwen läßt sich nur höchst widerwillig beiseite drängen, und findet eine Möglichkeit, dem Treiben der geheimnisvollen Gestalten zuzuschauen. Was sie dort sieht, kann sie nicht recht glauben: das Mordopfer wird mit einem eigenartigen Handschuh wieder ins Leben gerufen, damit es eine Aussage macht - worauf man es wenige Minuten später wieder sterben läßt. Gwen gibt keine Ruhe, und schafft es schließlich, das Hauptquartier von Torchwood aufzuspüren. Der Chef der Einheit, Captain Jack Harkness, fragt sie schließlich, ob sie Mitglied einer Organisation werden will, die verdeckt und jenseits jeder Legalität Aliens aufspürt und bekämpft.

Torchwood[1] ist ein Anagramm auf „Doctor Who“ und ein Spinn-Off dieser seit 1963 im UK laufenden Serie. Die Hauptfigur, Captain Jack Harkness, ist ursprünglich ein Companion des Doctors, der in der Zeit zurückgeworfen wurde und auf der Erde festsitzt. Dabei hat er ein gewisses Problem: er kann nicht sterben. Um sich die Langeweile zu vertreiben, läßt er sich schon im 19.Jh von Torchwood anwerben, und übernimmt dort schließlich das Kommando.

Die ersten beiden Staffeln der Serie bestehen aus jeweils in sich geschlossenen Episoden, wobei – neben dem Kampf gegen sehr unterschiedliche Formen außerirdischen Lebens – die Entwicklung der Charaktere im Zentrum steht. Das sind allesamt keine strahlenden Helden, sondern normale Menschen, die ständig an ihre Grenzen und darüber hinaus gestoßen werden. Sie stehen nicht nur immer wieder vor Entscheidungen, bei denen es schwer oder unmöglich ist, einen „richtigen“ Weg zu finden, sondern müssen mit ihren eigenen Sehnsüchten und Wünschen fertig werden. Gemeinsam ist allen Figuren das Leiden an einer ganz grundlegenden Einsamkeit. Gwen ist die einzige im Kreis, die über ein Leben jenseits von Torchwood verfügt und einen Verlobten hat. Ihm gegenüber muß sie jedoch verheimlichen, was sie bei ihrer Arbeit tut, und wird von der Not ständiger Lügen fast zerrissen. - Es gibt zwei oder drei eher schwächere Folgen, was aber durch einige wirklich grandiose Settings und Geschichten mehr als aufgewogen wird.

Die dritte Staffel hat nur fünf Folgen, und erzählt eine zusammenhängende Geschichte. Torchwood wird plötzlich von Polizei und Militär verfolgt, und ist in einem alptraumhaften Geflecht aus politisch motivierter Verschwörung verstrickt. In den geschilderten Ereignissen bleibt keine der Figuren unschuldig, und es gibt nicht einen einzigen Helden – selbst der vorher weitgehend so strahlende Jack Harkness wird zu einer Gestalt, der man ihr Handeln nicht verzeihen kann. - U.a. gibt es eine Erzählung, die damit endet, daß ein Vater erst seine Frau und beiden Kinder erschießt, bevor er sich selber das Leben nimmt, die eine derart brutal zwingende Logik hat, daß ich sie nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Wer die Serie gesehen hat und nicht mit den Tränen kämpfen muß, wenn man „Item Thirty-One“ erwähnt, hat kein Herz.

  1. [1] „The Torchwood Institute has a motto. »If it's alien, it's ours.« Anything that comes from the sky, we strip it down and we use it, for the good of the British Empire.“ (Doctor Who, Army Of Ghosts)

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