14.10.2009

Eine kleine Typologie der Fernsehserie (3)

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Im Vergleich zum Kinofilm haben TV-Serien den Luxus einer weitaus längeren Handlungslänge, verfügen dafür aber über deutlich knappere Ressourcen in jeder anderen Hinsicht. Wenn für einen Spielfilm zwei- oder gar dreistellige Millionenbeträge ausgegeben werden können, muß sich eine ans Fernsehpublikum gerichtete Show mit sehr viel geringeren Mitteln zufrieden geben. Dabei fließen jedoch auch hier Geldbeträge in einer Größenordnung, die einen Produktionsstil ermöglichen, der dem des großen Bruders zumindest sehr ähnlich ist. Nichtsdestoweniger müssen in allen Bereichen Kompromisse gemacht werden, die freilich zu verblüffenden Lösungen führen, wenn nur die richtigen Leute beteiligt sind.

Zunächst (und wohl auch in erster Linie) betrifft dies die Auswahl der Schauspieler. Die Liga der Hollywoodstars, die zehn oder zwanzig Millionen Dollar für einen Film kassieren und dann auch noch an den Einspielergebnissen beteiligt sind, ist für eine Fernsehproduktion natürlich nicht zu haben. Dort ist das Gehalt für nur einen Star ebenso hoch, wie in vielen Fällen das Budget für eine komplette Staffel. Trotzdem müssen sich die Seriendarsteller nicht vor der Konkurrenz aus Hollywood verstecken. Eine Reihe von frischen Talenten hat im Fernsehen angefangen und danach den Aufstieg ins ganz große Geschäft geschafft. Andere, die bereits in großen Filmproduktionen gespielt hatten, gehen aus unterschiedlichen Gründen dazu über, fürs Fernsehen zu arbeiten, ohne deshalb plötzlich schlechter zu werden. Wieder eine andere Gruppe ist in Serien bekannt geworden und ist mit einer Karriere als reiner TV-Star völlig zufrieden - wieder, ohne deshalb notwendig über schlechtere darstellerische Qualitäten zu verfügen, als die ganz großen Stars.

Die nächste Einschränkung besteht in der Auswahl des Drehorts, in der Verfügung über Ausstattung aller Art (Autos, die man in die Luft jagen oder crashen kann; Verfügung über Stuntmen, Flugzeuge, Kostüme, etc.), und - mittlerweile nicht nur für Action- und Science Fiction unverzichtbar - den Möglichkeiten für Special Effects. Dabei sind die Unterschiede zum Spielfilm bei weitem nicht so gravierend, wie man das vermuten könnte und wie dies noch vor 15 Jahren auch tatsächlich war - dank dem aktuellen Stand der Computertechnik. Dabei werden nicht nur Effekte wie Weltraumschlachten oder Raketenstarts im Computer realisiert. Auch die meisten Actionszenen lassen sich heute mit nur wenigen echten Stunts und einer geballten Ladung an Computerbastelei verwirklichen. Hier spielt die Blue-Screen-Technik eine wichtige Rolle, bei der die Darsteller vor einem blauen Hintergrund ihre Rolle spielen, auf der im Nachhinein der „tatsächliche” Hintergrund projiziert wird. Was zu einem wilden Kampf in einem unter Volldampf über eine hohe Brücke fahrenden Zug wird, bei dem die Protagonisten gelegentlich halb aus den Türen fallen („Alias”, 4.(?) Staffel), stellt sich im „Making-Off” als komplett im gemütlichen Studio entstandene Szene heraus, wo es weder einen Zug, noch eine Brücke gab. Die Darsteller haben ein wenig in einer entfernt an Güterwaggon erinnernden Kulisse herumgeturnt, und den Rest den Leuten an den Computern überlassen.

Wichtiger womöglich, lassen sich auch komplette Landschaften oder städtische Szenarien im Computer nachträglich einbetten. „Alias” hat Schauplätze in fast sämtlichen Großstädten der Welt, wurde aber ausschließlich in L.A. gedreht - der Rest war wieder eine Aufgabe für die CGI-Spezialisten.

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