1.7.2009

Eine Dame in Grün

Die Geschichte spielt zwar nicht auf zwei, sondern auf vier Rädern - das ist weniger schlimm als es sich anhört, dreht sie sich doch um einen Sunbeam Supreme Mark III Baujahr 1955, grün lackiert.

Das mit dem Fahren stellt man sich so leicht vor. Aber so lässig, wie es immer aussieht, ist es nicht. Die Lenkung des Sunbeam ist derart schwergängig, daß der Reisebegleiter eine Geräuschkulisse bildet, die grob an Damentennis erinnert. Von rechts also gutturale Laute, von vorn das Grollen eines Motors, der vermutlich auch Kampfflugzeuge antreibt, wenn es sein muß, dazwischen Getriebeknirschen. So rollen wir dahin, und jeder Roundabout ein Kraftakt.

Der klassische Dialog dieses Streckenabschnittes zwischen Riegate und Dover geht folgendermaßen:
Keep left, dear.
Was?
Links!!
Oh. Fuck.

Das ist ein Kampf, die Lenkung, die Schaltung, und das alles auch noch seitenverkehrt. Ich fahr, du denkst, sagt der Pilot, und so fahren und denken wir uns allmählich vorwärts über die Autobahn, um Lastwagen herum und in Lücken hinein, die nur ich erkennen kann, weil der Außenspiegel da vorne auf dem Kotflügel noch nicht richtig eingestellt ist.

Andrea Diener erzählt von dem Abenteuer, ein mehr als fünfzig Jahre altes Auto in England zu kaufen, und mit ihm zurück nach Frankfurt zu fahren. Das macht sie leider ziemlich gut - bei mir hat das jedenfalls eine lange überwunden geglaubte Sehnsucht nach alten Autos (speziell aus den Tagen meiner Kindheit in den 60ern) reaktiviert.

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