24.6.2009

Das Mensch-Motorrad-System (4)

(Themenanfang)

Todesco:

Ich sehe den Popometer und den Tachometer in einer gewisen Relation. Beide sagen mir etwas über die Geschwindigkeit und beide reagieren auf meinen Dreh am Gas. Darin sehe ich einen ganz typischen Regelkreis: Ich gebe Gas, dann sagt mein Popo Hallo Du bist am Limit, dann nehme ich Gas weg, dann sagt mein Popo(tacho) Hallo Du bist weit weg vom Limit, dann gebe ich wieder Gas, dann sagt mein Popo Hallo Du bist am Limit, dann nehme ich Gas weg, dann sagt mein Popo(tacho) Hallo Du bist weit weg vom Limit, dann gebe ich wieder Gas, dann sagt mein Popo Hallo Du bist am Limit, dann nehme ich Gas weg, dann sagt mein Popo(tacho) Hallo Du bist weit weg vom Limit, dann gebe ich wieder Gas, .......

Ich unterscheide zwischen solchen Zielen, die erreicht werden SOLLEN und dem systemtheoretischen Sollwerten die durch die Regelung erreicht WERDEN.

Meiner Erfahrung nach ist diese Unterscheidung eine grundlegende, die über das jeweilige Systemtheorie- Verständnis entscheidet. Aber es fällt mir oft schwer, diesen Unterschied bewusst zu machen. Ich ertappe mich oft dabei, unklare Sollwerte zu "denken". Es ist quasi ein Frage der Disziplin: Zu jedem Sollwert muss ich einen Regelkreis angeben.

Ich gebe Dir Recht: ich verwechsel(t)e hier laufend „Sollwert” mit „Ziel”. Maximale Geschwindigkeit ist das Ziel, aber kein „Soll”, weil man letzteres unter- aber eben auch überschreiten muß, damit so etwas wie eine Regelung möglich wird.

Vielleicht kommen wir weiter, wenn wir den Begriff des persönlichen Limits benutzen - in gewisser Weise läuft der Regelkreis zwischen Popometer und Limit, den Du oben beschreibst, auf diesen Begriff hinaus.

Das persönliche Limit ist zunächst eine Grenze, die man nicht überschreiten kann (sonst hätte man ein höheres Limit). Es ist individuell unterschiedlich, und auch je nach „Teildisziplin” anders gewichtet (wer schnell in die Kurve fährt, hat vielleicht ein Defizit beim Abbremsen, etc.). Darüber hinaus findet es sein Ende im physikalischen Limit. Bei wirklich guten Fahrern sind physikalisches und persönliches Limit nahezu deckungsgleich.

Damit läge der Sollwert „knapp unterhalb” des persönlichen Limits, denn man braucht einen gewissen Spielraum nach oben, damit man „um” den Sollwert „herumregeln” kann.

Bei guten Fahrern ist dieses „knapp unter” ein minimaler Bereich, weil der Regelbereich winzig ist, innerhalb dessen sie berichtigen müssen. Bei mittelmäßigen Fahrern liegt nicht nur das Limit niedriger, sondern auch der Regelbereich ist gröber - dadurch wird auch das Spiel größer, das sie zwischen ihrem eigentlichen persönlichem Limit und dem Sollwert lassen müssen.

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