17.5.2009

Nichttriviale Maschinen (Luhmann)

Dabei sind triviale Maschinen solche, bei denen der Inputanstoß nach einer bestimmten Regel in Output transformiert wird, und zwar immer dann, wenn man die Information oder die Energiequanten eingibt, die Maschine operiert und ein bestimmtes Resultat erzeugt.
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Nichttriviale Maschinen hingegen schalten immer wieder ihren eigenen Zustand ein und stellen zwischendurch die Zwischenfragen, „Wer bin ich?”, „Was habe ich eben getan?”, „In welcher Stimmung befinde ich mich?”, „Wie stark ist mein Interesse noch?” und so weiter, um erst dann den Output zu erzeugen. Es ist eine selbstreferenzielle Schleife eingebaut.
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Mit dieser Unterscheidung ist zunächst einmal klar, dass bestimmte Systeme nichttriviale Maschinen sind. Andererseits sieht man im soziologischen Bereich, dass wir uns häufig wünschen, dass soziale System als triviale Maschinen angelegt sind.
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Man kann das auch für Erziehungssysteme thematisieren. Ich habe erheblichen Widerstand bei Pädagogen geerntet, als ich ihnen erklärte, dass sie ihre Schüler wie triviale Maschinen erziehen wollen, wenn diese auf bestimmte Fragen richtige Antworten geben müssen.[...] In diesem System ist nicht vorgesehen, dass der Schüler zum Beispiel die Frage infrage stellt oder kreative Auswege sucht, also die mathematischen Formeln auf ihre Ästhetik hin betrachtet, wie konkrete Poesie auf dem Blatt verteilt oder etwas macht, was sich nur erklären läßt, wenn man weiß, in welchem Zustand er sich gerade befindet.

(Niklas Luhmann. Einführung in die Systemtheorie. Heidelberg 2008, S. 97ff.)

Ich gebe zu, daß ich mit Luhmann wirklich am Kämpfen bin, und mir mehr als einmal die Frage gestellt habe, ob es den Aufwand wert ist. Mittlerweile habe ich es zunächst aufgegeben, die Standardwerke zu lesen, und setze noch einmal neu auf bei der Lektüre seiner Einführung zur Systemtheorie - eine Transkription einer Vorlesung, die er für Erstsemester gehalten hat. Da findet man dann Juwelen wie das oben Zitierte - was ich fast frustrierend finde, weil mich das geradezu zwingt, weiterzulesen.

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