27.4.2009

Einrollen auf dem Heidbergring

ZX6 Weitwinkel Untersicht
ZX6 & Fahrer in Panorama und Weitwinkel-Untersicht - ein sehr geniales Foto, wie ich finde

Nach der Winterpause habe ich dem gestrigen Saisonauftakt (auf dem Heidbergring hier um die Ecke, mit der Zweirad-Akademie) derart entgegen gefiebert, daß ich in der Nacht davor kaum richtig schlafen konnte - mir war überhaupt nicht klar, wie ich mit dem Moped nach der langen Auszeit zurecht kommen werde.

Die Sorgen waren dann völlig überflüssig. Ich mußte zwar in der ersten Runde - beim ersten Umsteigen beim Hanging-Off - erst wieder herausfinden, wo denn nun die Fußrasten befestigt sind. Trotzdem war ich selber schneller wieder warm als die Reifen der Maschine, und schon im ersten Turn ständig auf den Knieschleifern unterwegs.

ZX6 & Fahrer im Morgenschatten
ZX6 & Fahrer im Morgenschatten

Mit anderen Worten: ich habe nahtlos dort angeknüpft, wo ich im letzten Jahr aufgehört hatte. Da war es ja noch ein echter Erfolg[1], erstmals mit dem Knie den Asphalt zu tippen. Mittlerweile gibt es aber ganz andere Ziele.

Mir war schon vorher klar, daß es im Rahmen eines Kurventrainings in Instruktor-geführten Gruppen schwer wird, mich wirklich warm zu fahren. Für solche Veranstaltungen bin ich letztlich zu schnell - einfach deshalb, weil die Typen, die noch locker an mir vorbeiziehen, dort nicht aufkreuzen. Ich habe also noch ein wenig Geld nachgeschossen, und ein Einzeltraining gebucht. Wie schon im letzten Jahr war ich mit Matthias unterwegs - und im Lauf des Tages habe ich mit seiner Hilfe tatsächlich noch diese oder jene Sekunde gefunden (nicht, daß dies die letzten wären).

Triumph 955 & Matthias
Triumph 955 & Matthias

Der Heidbergring ist eine Strecke, auf der ich mittlerweile buchstäblich jeden Flecken Asphalt kenne. Die Ablösepunkte finden sich als helle Kratzer oder dunkle Flecken auf der Fahrbahn, und in der Diskussion um eine Veränderung in der Linienführung haben wir letztlich an Nuancen gefeilt - auf einer „großen” Rennstrecke, die ich womöglich noch nicht kenne, wird das dann komplett anders aussehen.

Trotzdem: wir sind - nach der Einführungsrunde - zwei Turns „ohne Bremse” gefahren, also unter dem Verbot, den Bremshebel anzufassen. Wenn man auf die Ablösepunkte zurollt, statt sie unter Einsatz der Bremse zu „markieren”, zwingt man sich, extrem sauber fahren. Dann ist man natürlich deutlich langsamer als „mit Bremse”. Trotzdem war das Tempo gleichauf mit dem Rest der „schnellen Gruppe” (zwei Untergruppen a vier plus Instruktor, plus ein weiteres Einzeltraining).

Das wurde zum Problem, als dann wieder gebremst werden „durfte” (Matthias hatte die Übung nur vorgeschlagen - bei einem Einzeltraining darf der Kunde komplett selber bestimmen), weil wir relativ rasch auf andere Gruppen aufgelaufen sind und es schwierig war, daran vorbei zu kommen (bei einem Kurventraining herrschen eigene Regeln: da kann man nicht einfach überholen, weil man sonst die Gruppen zerwürfeln würde). Es hat zwei Turns gedauert, bis es klappte, auf Start&Ziel durchgelassen zu werden - für den Rest des Tages ging das dann aber reibungslos (um den Preis, daß die anderen Gruppen gelegentlich aus ihrem eigenen Rhythmus heraus mußten, damit ich - Egoist - meinen eigenen beibehalten durfte).

BMW F 1200 LT - satte 400kg Leergewicht
BMW F 1200 LT - satte 400kg Leergewicht

Harley Davidson V-Rod
Harley Davidson V-Rod

Eigentlich hat solch eine Veranstaltung einen ganz anderen Sinn - es geht nicht um Renn-, sondern um Kurventraining. Da steht der Sicherheitsaspekt an erster Stelle. Die Linie und die Ablösepunkte, die dabei vermittelt werden, sehen durchaus anders aus als jene, die man auf der Rennstrecke sucht.

Im Alltag sollte man die Ablösepunkte so spät setzen wie nur möglich, um Sicherheitsreserven zu haben (falls die Kurve unerwartet zumacht, oder einem plötzlich ein Auto entgegenkommt, das die Kurve schneidet). Die Rennlinie ist insofern anders, als mit steigendem Tempo auch die Ablösepunkte wieder nach hinten wandern. Auch Aspekte wie Anbremsen vor bzw. Beschleunigen aus einer Kurve heraus spielen dort allenfalls eine untergeordnete Rolle - vom Bremsen in der Kurve ganz zu schweigen.

Bei einem Kurventraining findet man deshalb auch völlig andere Bikes und Biker, als bei einer Renn-Veranstaltung. Letzten Sonntag waren nicht bloß einige BMW-Dickschiffe auf der Strecke, sondern sogar zwei Harleys - wobei letztere hart zu kämpfen hatten, um nicht mit irgendwelchen starren Teilen in den Kurven aufzusetzen und hängen zu bleiben. Es ist ja eher unüblich, daß Chopper-Piloten Lust auf Schräglage haben - daß sie dem Vorurteil gelegentlich eben nicht entsprechen, halte ich nur für vernünftig und findet meinen vollen Respekt. Dabei sind solche Fahrer ja letztlich viel eher Adressaten solch einer Veranstaltung, als ich das bin.

Bikers Zukunft
Bikers Zukunft

Zu erwähnen wäre noch das Angebot an Neulinge ohne Führerschein, mal am Motorradfahren zu schnuppern. Die Zweirad-Akademie stellt dabei die Maschin(ch)en - der Nachwuchs kann dann mal ausprobieren, was es mit dem Zusammenspiel von Gas und Kupplung auf sich hat, und wie man um die Kurve kommt. Gestern waren die Teinlnehmer der „Young-Wheels”-Aktion so weit, daß sie in der Mittagspause einige (Teil)Runden auf der Strecke fahren durften - unter Anleitung und unter Begleitung, natürlich.

Oje, ist das lang geworden - dabei habe ich nicht einmal die Hälfte erzählt. Ich habe jedenfalls - trotz Laufprogramm - einen Muskelkater in den Beinen, der sich gewaschen hat, und eine tief sitzende Müdigkeit in den Knochen.

(Fotos von Joachim.)

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