William Boyd - Ruhelos

Im Sommer 1976 eröffnet Sally ihrer 28jährigen Tochter, daß sie nicht Sally heißt, sondern Eva - Eva Delektorskaja, keine Irin, sondern geboren in Rußland. Die völlig verblüffte Tochter bekommt eine Autobiographie in die Hand gedrückt, in der Sally ihre Geschichte schildert: als junges Mädchen wird sie Ende der 30er Jahre vom britischen Geheimdienst angeworben, und verstrickt sich in die Wirren des aufkommenden Krieges. Sie ist an den Bemühungen beteiligt, den Kriegseintritt Amerikas gegen die Stimmung in der dortigen Bevölkerung durchzusetzen. Erst, als ein scheinbar einfacher Einsatz aus dem Ruder läuft und sie dem Tod nur knapp von der Schippe springt, merkt sie, daß jemand ein doppeltes Spiel mit ihr treibt.

Die Story ist in sich völlig plausibel, und zwar sowohl, was die innere Logik der Handlung angeht, als auch in Bezug auf den historischen Hintergrund. Auch die Arbeit eines Geheimdienstes wird so geschildert, wie sie vermutlich abläuft: ohne sensationelle Schießereien und Verfolgungsjagden, sondern in mühseliger Kleinarbeit. In diesem Fall wirkt das sogar überraschend modern, zeitgemäßer als in einem James-Bond-Streifen: die Zelle, für die Sally/Eva arbeitet, beschäftigt sich mit der Manipulation und Fälschung von Zeitungsmeldungen.

"Ruhelos" ist ein Schmöker, der sich prima dafür eignet, um sich ein oder zwei Nachmittage zu vertreiben. Das ist gehobene Unterhaltungsliteratur - die man aber unbedingt gegen die grassierenden Thriller-Epidemie verteidigen muß.