1.1.2009

Der Duft der grünen Papaya

Regie: Tran Anh Hung
Musik: Ton That Tiet

Im Vietnam Anfang der 50er Jahre beginnt die zehnjährige Mui eine Stelle als Dienerin. In stillen, ruhigen Bildern wird ihr Alltag geschildert: sie lernt kochen, bringt der Großmutter das Essen, oder wischt den Boden. Man lernt die Familie kennen, der sie dient: den Mann, der bald mit allem Geld und Schmuck verschwindet (nicht zum ersten Mal, wie man erfährt), die Söhne (wobei der Benjamin sein Mannsein übt, indem er die kleine Mui auf Kinderart schikaniert) - und die beiden Frauen, Großmutter und ihre Schwiegertochter. Dabei ist auch die Herrin des Hauses ist nicht frei in ihrem Handeln - man hat das Gefühl, daß sie ihre Dienerin so gut versteht, weil sie letztlich mit ihr gleich geht.

Im zehn Jahre später spielenden zweiten Teil muß Mui das Haus verlassen, und tritt eine neue Stelle bei einem jungen Musiker an. Mit ganz zarten und feinen Strichen wird gezeigt, wie sich diese beiden Menschen ineinander verlieben - die Dienerin wird zur Geliebten, und der Musiker bringt ihr das Schreiben und Lesen bei. Dies ist dann die andere Seite, wo aus dem "Dienen" ein "Geben" wird.

Man braucht viel Geduld, um diesen Film wirken zu lassen. Es dauert lange, bevor sich die Handlung entwickelt und der rote Faden des Themas deutlich wird - das Geschehen wird dabei letztlich nur angedeutet. So gibt es eine Szene, die wohl zwei oder drei Minuten dauert, in der die zwanzigjährige Mui mit dem Fuß an einem Schuh herumspielt, der der Verlobten des Musikers gehört. In dem Versuch, gewissermaßen in die Schuhe dieser Frau zu schlüpfen, wird deutlich, was Mui empfindet.

Ganz bemerkenswert ist die Filmmusik. Ton That Tiet ist stark von asiatischer Musik beeinflußt, kennt aber ebenso jene der Europäer - das ist eine schwer zu beschreibende Mixtur aus Mikrotonalität, stark dissonierenden Clustern, und einer klar strukturierten Rhythmik. Besondere Bedeutung bekommt die musikalische Ebene, weil das Spiel des Mannes im ersten Teil auf einer vietnamesischen Laute zum Teil der Filmmusik wird - und der Musiker im zweiten Teil ist ein Komponist, der genau jene Musik schreibt, die den Anfang untermalte.

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