Musikproduktion am Computer (Schlagzeug)

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Eine der ersten Aufgaben des Computers – nachdem er, als „PC”, einigermaßen Verbreitung gefunden hatte – war die Auflösung eines einst hochgeachteten Berufsstandes: jenes der (Studio-)Drummer. Frühe Musikprogramme konnten ziemlich gar nichts, außer Geräusche zu machen – dies jedoch in überaus akkuratem Timing. Das allein genügte, um geplagte Studiobetreiber und Produzenten dazu zu bewegen, auf den stundenlangen Aufwand zu verzichten, ein Drumset im Studio aufzubauen und vernünftig zu mikrophonieren – nur um danach den Drummer darum anzubetteln, doch bitte nichts selber zu erfinden, sondern genau den Schwachsinn zu spielen, den man sich – als Nicht-Dummer – ausgedacht hatte.

Es ist gut möglich, daß sich die Geschichte der Popmusik seit den achtziger Jahre in einem Essay über die Genese der Drummachine zusammenfassen ließe. Wo es in den Sechzigern und Siebzigern um Gitarren und Sänger ging, übernahm danach die Sorge um die „Beats” - und die kamen immer aus dem Computer. Von der Kunst, ein Schlagzeug zu spielen, blieb die Fähigkeit übrig, irgendwelche Tasten zu drücken, mit denen man die (Hardware-)Pattern-Sequencer Anfang der Achtziger programmierte. Der den Rest – das Timing und der Sound – wurde vom Gerät besorgt, unter minimaler menschlicher Anteilnahme – etwa, wenn es um das Einstellen des Tempos[1] und von Filter-Sweeps (Klangeffekten) ging.

Heute ist man etwas weiter: statt sich mit den künstlichen Sounds der analogen Drummachines zu begnügen, kann man auf Samples von akustischen Instrumenten zurückgreifen – und zwar auf mehreren Ebenen. Zum einen verbergen sich hinter den Tasten heutiger Drummachines (und ihrer virtuellen Nachfolger als Software) idR gesampelte Originalinstrumente - und zwar in einer beeindruckenden Qualität. Zum zweiten kann man auf ganze Bibliotheken von „Drumloops” zurückgreifen, in denen man zwei oder vier Takte von kompletten – häufig live aufgenommenen – Schlagzeug-Grooves findet. Nicht zuletzt ist es heute möglich, solche „Loops” in einzelne „Slices” zu zerlegen, über die sich hinterher frei verfügen läßt - sei es, daß man nur das Tempo des kompletten Loops ändern will, sei es, daß man dessen Bestandteile völlig neu zusammensetzen möchte.

Nachtrag: In meinem Essay über Technologische Neuerungen gibt es einen Exkurs, der die Entwicklung der Drummachines thematisiert.

  1. [1] Immer 120 Schläge pro Minute - es handelte sich stets um stilistische Revolutionen, wenn man das Tempo veränderte, was schon daran deutlich wird, daß man für "Tempo" ein neues Wort erfand: BPM, Beats per Minute.
[Wird fortgesetzt]