Musikproduktion am Computer (1)
[Wie kann man einen Computer dazu verwenden, Musik zu machen? - Ich will versuchen, ein paar Stichworte aufzuschreiben, die jemandem, der das noch nicht selber versucht oder bei anderen gesehen hat, davon eine gewisse Vorstellung geben. Dabei gehe ich von meiner eigenen Praxis aus, die sich nicht verallgemeinern läßt: es dürfte aber sowieso keine zwei User geben, die exakt denselben Ansatz verfolgen - die Arbeitsweisen unterscheiden sich ebenso drastisch voneinander wie die mit ihnen erzielten Ergebnisse.]
Musik kann man im Computer in zwei grundsätzlich unterschiedlichen Welten aufnehmen und bearbeiten: Audio und MIDI.
Das Audioformat entspricht dem, was auch auf einer CD landet: das ist die direkte digitale Kodierung von akustischen Signalen. Dabei wird - um es einfach zu sagen - das akustische Spektrum mit einer bestimmten Frequenz abgetastet und als Abfolge von „akustischen Fotos” auf die Festplatte geschrieben. Solche „Fotos” nennt man Samples, und die Frequenz, in der sie zu einem „Film” kombiniert werden, Samplerate. Auf einer Audio-CD finden sich zwei (Stereo-)Spuren aus 16-Bit-Samples mit einer Samplerate von 44.1kHz.[1]
MIDI („Music Instrument Digital Interface”) hingegen ist ein Datenformat, das lediglich Kontrollinformationen enthält, mit denen sich ein Klangerzeuger steuern läßt - die musikalischen Parameter sind hier getrennt von ihrem konkreten Klang. Man kann z.B. darüber bestimmen, daß eine „Note” mit einer bestimmten Tonhöhe und -lautstärke „eingeschaltet” wird, auch ohne sich dabei auf einen bestimmten Klang - Klavier oder Orchester, Drumset oder Handclap - festzulegen. Ein MIDI-Keyboard produziert einen ständigen Strom solcher „Note-On” und „Note-Off”-Befehle, der an ein anderes Gerät weitergeleitet werden kann - anhand des MIDI-Protokolls läßt sich ein Netzwerk von Geräten befeuern, die voneinander nichts wissen.
Die Audio-Welt ist zunächst eher starr und unflexibel, weil sämtliche Parameter in einem einzigen Datenstrom miteinander vermengt sind; dafür ist es möglich, eine „echte” Performance komplett in den Computer zu ziehen - eine vom Virtuosen gespielte Gitarre etwa, oder echten Gesang. Die MIDI-Welt hingegen ist unendlich flexibel, weil die musikalischen Parameter in isolierter Form vorliegen und sowohl in ihrer Qualität (laut/leise, hoch/tief) als auch in ihrer zeitlichen Ordnung beliebig manipulierbar sind. Dafür ist man auf Klangerzeuger verwiesen, die letztlich immer Computer sind, mit all den Vorteilen beliebiger Manipulierbarkeit - und dem großen Manko, über keinerlei Intelligenz zu verfügen.
- [1] Es gibt aber auch andere Formate, die Samples mit mehr Informationen (24- oder 32-Bits) in einer höheren Frequenz (96.2kHz) aufzeichnen. - MP3 und andere komprimierte Formate spielen nur für das Endresultat eine Rolle, und kommen bei Aufnahme und Bearbeitung nicht vor.