12.11.2008

MP3

An MP3 kommt man heutzutage nicht vorbei, wenn man sich mit Popmusik beschäftigt. Dabei ist diese Technik letztlich ein Rückschritt, und zwar sowohl in technischer wie auch ästhetischer Hinsicht. Statt Audioformate wie 24- oder 32-Bit-Audio mit 96kHz endlich aus der Nischenexistenz in den Tonstudios zu befreien, oder D/A-Konverter von einer Qualität wie in den Geräten von Apogee für den Consumer-Bereich erschwinglich zu machen, geht die Audioindustrie den entgegengesetzten Weg: High-Quality-MP3 hat einen Datenübertrag von lächerlichen 320 kbit/s - das entspricht nicht einmal 8-Bit-Mono (352 kbit/s), von dem gängigen CD-Format mit 44,1 kHz/Stereo ganz zu schweigen (1400 kbit/s)[1].

Bei der Kompression von Audiodateien kommt man mit jenen "losless"-Verfahren, die *.zip oder ähnlichen Formaten zugrunde liegen, zu keinem Ergebnis; stattdessen benutzt man Algorithmen, die in Kauf nehmen, daß Bits verloren gehen - und daß es da zu Qualitätseinbrüchen kommen muß, liegt auf der Hand. Dabei muß man eigentlich staunen, wie gut diese Algorithmen funktionieren - zumindest für gängige Popmusik bringen sie Ergebnisse, die überraschend gut klingen. Spätestens bei Orchesteraufnahmen, in denen die komplette Dynamik einer CD leicht ausgereizt wird, hat das aber ein drastisches Ende.

Die Schallplatte wurde einst mit dem (zutreffenden) Argument zum Auslaufmodell, daß die Geräuschspannung einer CD wesentlich besser ist und dadurch gerade bei der Aufnahme von akustischen Instrumenten für eine erhebliche Klangverbesserung sorgt. MP3 verdankt seinen Siegeszug der wachsenden Bedeutung des Internet für die Verbreitung von Musik. Einer Kultur, der die kostengünstige Verfügbarkeit letztlich wichtiger ist als die (technische) Qualität des Übermittelten, steht eine Musik gegenüber, mit der so etwas überhaupt erst zu machen ist: Techno und Co. fehlt ja fast jede Dynamik, das ist i.d.R. auf einem sehr konstanten Pegel, der - für das Funktionieren auf dem Dancefloor - fast ausschließlich laut und damit von Haus aus derart scharf komprimiert ist, daß er MP3-Encoding problemlos übersteht.

Nachtrag: 44.1kHz bedeutet: 44.100 Samples pro Sekunde. Stereo: mal 2. Das sind dann also 44.100(Samples) * 2(Stereo) * 16(Bits pro Sample) = 1411200 Bits pro Sekunde, oder (gerundet) 1400 kbit/s. 1MB entspricht 1000kB - Audio (1.4 mbit/s) kann man problemlos selbst über USB 1.0 (12 mbit/s) oder W-LAN (11 mbit/s) verlustfrei übertragen. (Vorsicht - man darf Bits und Bytes nicht verwechseln: 1 Byte entspricht 8 Bit. 1411,2 kbit (CD-Audio) / 8 sind 176,4 kB/s)

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