11.11.2008

Zur Theorie des Motorradfahrens (2)

(Themenanfang)

Man nimmt das Gas weg, und fällt mit einem Lenkimpuls in die Kurve; danach will sich das Motorrad aber sofort wieder aufstellen. Es scheint selbstverständlich, daß man den Lenker festhalten muß. Tatsächlich kann man so durch die Kurve kommen - zwar langsam und wackelig, aber irgendwie geht das. Deutlich entspannter gelingt dies, wenn man (vorsichtig, nach und nach) ans Gas geht - und zwar schon unmittelbar nach dem Einlenken, nicht etwa erst im Scheitelpunkt der Kurve, wie viele meinen.

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Wenn man ein Motorrad mit voll eingeschlagenem Lenker schiebt und die Vorderbremse zieht, drückt es ins Kurveninnere, als habe man den Einschlag des Lenkers noch erhöht. Man kann das (vorsichtig) ausprobieren, indem man links neben dem Moped her geht, den Lenker nach links einschlägt, und dann die Bremse zieht: die Maschine fällt einem mit überraschender Vehemenz entgegen.

    Im Umkehrschluß heißt dies, daß eine zunehmende Beschleunigung das Vorderrad ins Kurvenäußere drückt. Genau in diese Richtung zeigt es aber in der Schräglage, und wenn man dort Gas gibt, unterstützt man diese Tendenz. Im besten Fall kann man jeden Druck der Hände vom Lenker nehmen, und dies durch Gas ersetzen - man wird jetzt nicht etwa schneller, sondern ersetzt lediglich die reichlich prekäre und ungenaue Feinmotorik des drückenden Arms durch ein wesentlich feiner dosierbares Drehen am Gas - man lenkt jetzt mit dem Gasgriff.

  • Sobald man die Vorderbremse zieht, schiebt die Masse der gesamten Maschine in Richtung Vorderrad, und spannt dessen Federung - der bekannte Lastwechsel also, der dazu führt, daß die Vorderbremse etwa zu 80% zur gesamten Bremsleistung beiträgt - dies ist Fahrschulwissen. Umgekehrt gilt das aber ebenso: beim Beschleunigen wird die Federung des Hinterrads gespannt und hart. Ein hartes Fahrwerk ist aber genau das, was man für eine schnelle (bzw., was dasselbe ist, sichere) Kurve braucht.

  • Ein in der Schräglage beschleunigtes Hinterrad führt dazu, daß es tendenziell aus der Spur heraus will: es versucht gewissermaßen, das Vorderrad zu überholen. Dadurch fährt das Motorrad nicht mehr auf nur einer Spur: es wird zweispurig, mit allen Vorteilen für die Stabilität der Fuhre.

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