28.10.2008

Google von Unten

Seit ich dieses Blog führe, bekomme ich erstmals Google gewissermaßen von unten zu sehen - also nicht als User, der im Chaos einer Suche nichts findet, sondern als "Gefundener", der zuweilen fassungslos ist angesichts der Suchen, die auf seine Seiten verweisen [1]. - Bei mir kommt nur wenig Traffic an (um es übertrieben auszudrücken), und der läßt keinerlei Aufschluß darüber zu, wie es generell um Googles Qualitäten bestellt ist. Einige Punkte finde ich dennoch befremdlich.

  • Wie kann es sein, daß eine Suche nach "Sonatenhauptsatz" meinen kleinen Eintrag zum Thema auf dem 14.Platz listet? Ist das Netz so klein, daß darüber nicht an prominenterer Stelle geschrieben wurde? Gut, der Eintrag in der Wikipedia steht noch weiter oben - der Begriff ist jedoch derart zentral für die musikalische Formenlehre und damit für die Theorie der Musik generell, da muß es im Netz abertausende Quellen geben, die inhaltlich ergiebiger sind als mein Angebot.
  • Ein zweites Beispiel, um in dieselbe Kerbe zu hauen: eine Suche nach "CDS-Papiere" spuckt meine Seite an vierter Stelle aus. An Stelle 4! Dabei ist das momentan ein ganz zentraler Begriff, wenn man versucht, die Krise der Finanzmärkte zu verstehen. Ich bin alles, nur kein Fachmann, und habe allenfalls einen kleinen Zeh in dieses Thema getaucht - ich habe mich ihm bloggend zu nähern versucht. Wenn ich jetzt nach weiteren Hinweisen suche, stolpere ich über meine eigenen Zeilen - und das ist nur noch absurd.
  • Dabei verweisen die seltensten Treffer auf den "Permalink", unter dem meine Artikel dann auch zu finden wären. Statt dessen weisen sie munter in alle möglichen Ecken, wie z.B. auf die Hauptseite des Blogs (wo ein Eintrag spätestens nach acht neuen Einträgen - d.h. momentan nach ebensoviel Tagen - wieder verschwindet); oder sie landen auf einer der Folgeseiten (die ebenso rasch wieder nach hinten wegrutschen); oder - sehr beliebt - sie verweisen noch nach Wochen auf nicht mehr existente Links, weil ich Einträge an andere Stellen verschoben habe.
  • Mit wirklich dynamischen Seiten scheint Google letztlich nicht umgehen zu können - dazu fehlt m.E. sogar die technische Infrastruktur. Ich habe jedenfalls, trotz einigem Aufwand, keine Möglichkeit gefunden, Google auf die Permalinks zu stoßen - abgesehen von einem Experiment, das Verweise auf meine Hauptseite allerdings derart in den Keller gezogen hat, daß ich es rasch wieder abgebrochen habe. Umso mehr - wenn man das sarkastisch kommentieren will - wundert es, daß ausgerechnet die Häufigkeit der Content-Updates sich einer besonderen Wertschätzung durch die Google-Engine erfreuen.

Ich sitze hier keinesfalls beim Versuch, das Ranking meines Blogs um jeden Preis zu pushen - ich habe da ganz andere Interessen, und wenn man hier ein wenig blättert, wird man mir das angesichts des etwas exzentrischen Themenmix wohl auch abnehmen (wobei ich natürlich meine Texte nicht ins Netz stelle, damit sie auch ja keiner liest). Mir geht es bei diesen Anmerkungen um etwas anderes: wenn ich mir ansehe, welch merkwürdige Verweise Google auf meine Netzpräsenz generiert, frage ich mich schon, wie die Verweise auf all jene Websites zustande kommen, die mir bei einer eigenen Suche angeboten werden. Nicht, daß ich jemals gedacht hätte, im Web große Weisheit oder gar die Wahrheit zu finden - ich bin aber doch überrascht, wie tief die Latte letztlich liegt.

  1. [1] Von jedem Zugriff auf meine Seiten bekomme ich nicht nur die IP-Adresse jedes Lesers zu sehen, sondern auch den "Referrer", der Stelle im Netz also, von der aus man den Zugang fand - und wenn man über Google hier landet, ist im Referrer auch der Suchbegriff zu finden.
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