8.9.2008

Spreewaldring (2)

Den Spreewaldring gibt es erst seit kurzer Zeit, und man hat, um eine Genehmigung für den Betrieb zu bekommen, einigermaßen rigiden Lärmschutz eingeführt: maximal zulässig sind 86db - ein Wert, von dem ich dachte, daß den keiner einhalten kann, mit welcher Auspuffanlage auch immer. Diese Befürchtung hat sich komplett in Luft aufgelöst, ich habe nicht gesehen, daß irgend jemand heraus gewunken wurde. Das hat zum einen mit der Art der Messung zu tun: da hält niemand ein Meßgerät direkt an den Auspuff, sondern gemessen wird in 15m Abstand im Vorbeifahren - zudem noch am Ende von Start&Ziel, wenn man eh schon auf der Bremse steht. Zum anderen: die Teilnehmer des Trainings haben offenbar schon im Vorfeld genug Respekt vor den Einschränkungen bekundet, und die wirklich offenen Tüten einfach zuhause gelassen.

Der Strecke ist relativ schmal, 2,7km kurz, und ebenso anspruchsvoll wie anstrengend. Es gibt kaum eine Möglichkeit Atem zu holen, weil auch die Hochgeschwindigkeitspassage in der Gegengeraden mit einer langgezogenen und kniffelig zu fahrenden schnellen Rechtskurve beginnt, die man präzise treffen muß. Wirklich in den Bremsen steht man nur an zwei (drei?) Stellen, den Rest kann man - so man die Linie gefunden hat! - ganz flüssig surfen. Der Grip des Asphalts ist hervorragend, wesentlich besser als in Padborg, vergleichbar mit dem Heidbergring; allerdings scheint es ausgerechnet in der anspruchsvollsten Passage (der "Omega": ganz enge 180 Grad links gefolgt von einer zunächst ebenso engen, sich dann öffnenden 270 Grad Rechts) leichte Bodenwellen zu geben, die dazu führen können, daß das Hinterrad kurz ins Rutschten kommt.

Im ersten von sieben zwanzigminütigen Turns war die Piste zunächst noch naß, mit ganz schwer einzuschätzendem Grip. Dabei hatte ich auch noch brandneue BT-014 aufgezogen, Reifen also, die mit relativ sparsamen Profil gerade noch eine Straßenzulassung haben - und vor neuen, noch nicht "angefahrenen" Reifen habe ich eh einen Heidenrespekt. Dafür ging das überraschend gut und ohne jede Rutscherei - wobei ich letzteres schon eher für ein schlechtes Zeichen halte: ich hatte gelegentlich (auch später, als es trocken war) den Verdacht, daß ich dicht am Limit bin, ohne Rückmeldung vom Hinterrad zu bekommen.

Zum Thema "Respekt": die Auslaufzonen sind hier eher knapp bemessen - ein Verbremser, wie meiner in Padborg, kann durchaus dazu führen, daß das Sandbett nicht reicht, um zum Stillstand zu kommen, und man sich im Zaun nicht weit voraus wiederfindet. Auch in der schnellen Rechts hatte ich keinerlei Lust, beim Herausbeschleuningen mit größt möglicher Konsequenz am Gas zu ziehen: man schleift da eh schon bei über hundert Sachen mit dem Knie auf dem Asphalt, und wenn man dann mit dem Hinterrad ins Ruschen kommt, ist es gut möglich und man rappelt in die Leitplanke.

Was ich sagen wollte: ich hatte erst im vorletzten Turn das Gefühl, völlig selbstverständliche Dinge zu tun. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich irgendwie und mit irgendetwas, und zwar ständig, beschäftigt. Dann gab es drei oder vier Runden, in denen ich - befreit, ohne jegliches Bedenken - einfach nur fahren konnte. Schließlich gab es den letzten Turn, in dem ich an Konzentration derart abgebaut hatte, daß ich nicht mehr wußte, ob man die Fußspitze heben oder senken muß, wenn man einen Gang höher will.

Da war es dann höchste Zeit, abzubrechen und das Moped auf den Hänger zu schieben.

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