Notizbuch

Es fehlt: eine Geschichte des Fragmentarischen.

Man hat es sich angewöhnt, Werke der Kunst als Resultat des Wirkens von Genies anzusehen, und ihren Rang an ihrer Größe - in der Vermessung ihrer Geschlossenheit - festzumachen.

Zunächst klingt diese These nach gehobenem Blödsinn: schließlich ist die Geschichte der Kunst der Moderne darauf gegründet, die Erfahrung der Zersplitterung der Welt wie der eigenen Person noch in ihr formales Gerüst aufzunehmen, sich jeder Evidenz zu verweigern, und letztlich bloß noch die abstrakte Form jenes Gerüsts als Inhalt abzuliefern - im Wissen, daß deren Verfall nur eine Frage der Zeit ist.

Die Kunst der Moderne hat einen prinzipiellen Fehler: sie verkündet eine Revolution auf der Grundlage eines Gedankens, der alles mögliche ist, bloß eben nicht neu oder gar revolutionär.