29.8.2008

Wolfgang Amadeus Mozart - Messe in c (2)

Die Messe entstand im Herbst und Winter 1782/83, und zwar nicht zielgerichtet für einen bestimmten Anlaß, wie viele andere Werke Mozarts, sondern schubweise, u.a. während der Auseinandersetzung des Sechsundzwanzigjährigen mit der barocken Tradition. Aus dem Vorwort zur Bärenreiter-Ausgabe ergibt sich ein Labyrinth in der Entstehungsgeschichte, ein Puzzle aus Skizzen und halbfertigen Partiturteilen, das irgendwie - fast zufällig - zusammengefügt schließlich in Salzburg, anläßlich der Vorstellung seiner Frau Konstanze beim Vater, am 26.Oktober 1783 uraufgeführt wird.

Es ist keine vollständige Partitur des gesamten Werks überliefert, sondern wieder nur ein Puzzle aus einer Separatpartitur für die Bläser (damals gab es Notenpapier nur mit maximal zwölf Systemen, so daß Mozart Streicher und Chor sowie die Bläser auf unterschiedlichen Blättern notierte[1]), einem später zufällig wieder aufgefundenen Paket Einzelstimmen für einige Abschnitte, usw. usf. Darüber hinaus gab und gibt es unterschiedliche Versuche, den Ablauf einer vollständigen Messe zu rekonstruieren, etwa indem man Abschnitte aus anderen, früheren Messen Mozarts einfügt, oder die Fragmente von anderen Komponisten ergänzen läßt.

Man steht hier einem Werk gegenüber, das letztlich in alle Winde verzettelt ist, und zwar in jeder Hinsicht: in der Entstehung; im Zwiespalt aus Geniestreich und Handwerksübung; und in der Geschichte seiner Überlieferung. Es ist schon verrückt. daß man sich trotzdem hinsetzen und diese Musik einfach hören kann.

Oelze, Larmore, Weir, Kooy
Collegium Vocale, La Chapelle Royale
Orchestre des Champs Elysées
Philippe Herreweghe

Die Aufnahme ist - einmal mehr - HIP, d.h. "historisch informierte" Aufführungspraxis mit relativ kleiner Besetzung, schlanken Stimmen, und Streichern, die auf Vibrato verzichten und statt dessen reichlichst Gebrauch von den Leersaiten machen. Ich hatte heute kurz bei einer Aufnahme von Harnoncourt vorbeigehört (der ja selber mehr oder weniger "zur Szene" gehört), und nach ein paar Geräuschproben die CD zurück ins Regal gestellt: die Besetzung mit einem romantischen Riesenorchester und großem Chor klingt für solche Musik in meinen Ohren mittlerweile einfach bloß falsch.

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