22.6.2008

Padborg Park (1)

Das waren erneut - nach dem Training auf dem Harzring - zwei Tage, die ich wohl kaum vergessen werde. Dabei war das nicht bloß ein Urlaubswochende mit ein wenig Action auf der Rennstrecke, wie ich das eigentlich geplant hatte, sondern zwei (für mich) recht dramatische Tage. Aber der Reihe nach.

Padborg (wieder mit der Zweirad-Akademie) war, nach Heidberg- und Harzring, mein erstes "echtes" Rentraining, und zwar in zweierlei Hinsicht: zum einen ist der Kurs gut zwei Kilometer lang, und hat eine Start&Ziel-Gerade, auf der man auf gut zweihundert Sachen hochbeschleunigt. Zum anderen war das kein von Intruktoren geführtes Kurventraining, sondern freies Fahren, d.h., man hat sich gegenseitig überholt.

Das hohe Tempo wurde mir gleich im ersten Turn zum Verhängnis. Nachdem ich den zweiten Gang in Start&Ziel komplett ausgedreht und immer noch jede Menge Platz zum Bremsen verschenkt hatte, drehte ich in der vierten Runde auch im dritten Gang noch am Gas - allerdings einen Tick zuviel. Ich habe dann die Bremse komplett zugezogen - was bei bestem Grip auch geht, und was mich auch knapp auf das richtige Tempo heruntergebracht hätte. Dummerweise ist der Asphalt an dieser Stelle von dem Gummi der Räder all jener Fahrzeuge überzogen, die in den Tagen und Wochen zuvor hier auf letzter Rille gebremst hatten - mit anderen Worten: der Grip ist hier alles andere als optimal. Ich stieg also bei vielleicht achtzig Sachen mit blockierendem Vorderrad ab.

Das ist mir nicht zum ersten Mal passiert, und ich war im Fallen eher frustriert, als daß ich Angst gehabt hätte. Wahrscheinlich ist auch das ein Grund dafür, daß mir nicht das mindeste passiert ist - nichts, keine Prellung, kein blauer Fleck (OK, im Moment habe ich üblen Muskelkater, aber das hat andere Ursachen). Die Lederkombi hingegen sieht ziemlich wüst aus, kein Totalschaden, aber definitiv nicht mehr via Ebay verkaufbar. Da sind an einigen Stellen Asphalt- und Gummispuren eingebrannt wie auf meinen Knieschleifern, todschick, je nach Perspektive.

Im Rutschen dachte ich als erstes: kann ich schon aufstehen? - nee, rutschst noch, warte. Danach: scheiße, was ist mit dem Moped, geht es weiter? Als ich meine einst so prunkend-schöne ZX fünfzig Meter vor mir im Sandbett liegen sah, zehn Meter daneben den Auspuff, in zwei Teile zerlegt, war ich überzeugt, daß ich keinen Meter mehr fahren würde.

Das sah dann aber schlimmer aus, als es wirklich war. Die Halterung der rechten Fußraste war an den Befestigungen zum Rahmen abgerissen, ebenso der Halter der Soziusraste, an der auch der Auspuff befestigt ist - beides Teile aus Aluminium, beide nach Telefonaten mit benachbarten Kawasakihändlern nicht kurzfritig beschaffbar. Die Frage war also: wer kann Alu schweißen? - Hier kommt die dänische Racerfraktion [1] ins Spiel.

Am Abend vor dem Training kam ein Bus im Fahrerlager an, bestückt mit zwei netten Dänen, zwei Motorrädern, einer umfangreichen Reifensammlung, einem Werkzeugkasten im XXL-Format, und einigem mehr. In kurzer Zeit wurde ein größeres Zelt aufgebaut, das sich als mittelgroße Motorradwerkstatt entpuppte. Bald darauf kamen vier weitere Mitglieder des gleichen Clubs mit noch einem Bus, einem Wohnwagen, zwei weiteren Zelten, mehr Motorrädern, und noch mehr Werkzeug. Wenn die Typen nicht derart nett und ohne jede Arroganz oder Überheblichkeit aufgetreten wären, hätte ich sie als verrückte Spinner abgetan. So aber war ich nicht weiter überrascht, als sich herausstellte, daß wir den dänischen Vizemeister zu Gast hatten, der für das Rennen am nächsten Wochenende die Abstimmung machen wollte.

Mit meinen kaputten Teilen bin ich, auf puren Verdacht, in diese lokal-temporäre Werkstatt gegangen: ob sie Alu schweißen können? Selbstverständlich, natürlich, im Moment sei noch was am Motor zu erledigen, aber ich solle die Teile da lassen und in einer Stunde wiederkommen. Nach dieser Stunde hatte ich dann tatsächlich die frisch geschweißten, schweineheißen Teile in der Hand, und konnte mein Moped provisorisch wieder flicken (auch hier nicht ohne Hilfe: dreimal Dank an Axel, Marc, Rasmus - vielleicht wird unter eurem Einfluß ja doch noch ein leidlicher Schrauber aus mir).

Ich hatte gerade mal drei Turns verloren. Unglaublich.

Abends bin ich zur Shell zehn Extrakilometer tanken gefahren, habe dort einen Sixpack kaltes Bier gekauft, und das dem dänischen Mechaniker statt einer Goldmedaille verliehen (er wollte noch läppische zwanzig Euro - ein mehr als moderater Stundenlohn für dreimal Alu schweißen).

Danach fing es dann an.

(Fotos: Joachim Mottl)

  1. [1] "Thomas Harding vom ebenfalls anwesenden Dänischen Vallö-Racing Team (immerhin 2. der aktuellen Dänischen 600er Challenge und Gaststarter in der Superbike-IDM)" - Danke für die Info, Marten.
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