14.6.2008

Cormac McCarthy - Die Straße

Ein namenloser Mann ist mit seinem Sohn auf dem Weg nach Süden, auf der Flucht vor einem immer lebensbedrohlicheren Winter, in einem endzeitlichen Nirgendwo, einem ausgeplünderten Land, in dem die wenigen Überlebenden sich aus dem Weg gehen oder umbringen, in dem die letzte Chance zu überleben der hat, der zum Kannibalen wird.

Ich muß gestehen, daß ich einige Passagen nur flüchtig überflogen habe, weil ich die herauf beschworene Szenerie schlicht nicht ertragen konnte. Das ist alles in einer knappen, überaus präzisen Sprache erzählt, und erzeugt eine Kälte, die ich als real empfunden habe.

Absolut genial sind die Dialoge. McCarthy gelingt es, diese überaus seltsame, weil von ebenso unmenschlichen wie unerklärlichen Umständen geprägte Vater-Sohn-Beziehung beinah ausschließlich durch die Gespräche der beiden dem Leser zu erklären:

Der Junge hatte den Kopf in den Schoß des Mannes gebettet. Nach einer Weile sagte er: Die werden diese Leute umbringen, stimmt's?
Ja.
Warum machen sie das?
Ich weiß nicht.
Werden sie sie essen?
Ich weiß nicht.
Sie werden sie essen, stimmt's?
Ja.
Und wir konnten ihnen nicht helfen, weil sie uns sonst auch essen.
Ja.
Deswegen konnten wir ihnen nicht helfen.
Ja.
Okay.

(Die Debatte über den Schluß des Buches verfrachte ich besser in die Kommentare - wer das Buch noch lesen will, sollte sein Ende besser nicht kennen.)

Zusammenfassend: lest Cormac McCarthy! Ich setze ja sonst keine Ausrufezeichen, aber hier geht das nicht anders. Das ist ganz große Literatur, so dicht dran an unseren heutigen Tagen, wie das nur möglich ist, ohne im Mindesten dem Zeitgeist zu verfallen. Grandios.

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