10.6.2008

Netzwerkprodukte (15)

(Themenanfang)

Die neunziger Jahre werden als jenes Jahrzehnt in die Geschichte eingehen, in dem Microsoft das weltweit mächtigste und meist gefürchtete Unternehmen war - nicht nur in der Computerindustrie, sondern über die ganze Breite einer Wirtschaft, die mehr und mehr vom Computer abhängig wurde. Mit dem Verkauf von Betriebssystemen und Officepaketen ließen sich ungeheure Umsätze generieren. Es war die Zeit der monolitischen Applikationen, von Software, die - für einen bestimmten Bereich - alles zu können beanspruchte und Jahr für Jahr derart viele neue Features an Bord holte, bis selbst ein spezialisierter User nur wenige Prozent des Funktionsumfangs verstand und benutzte.

Über die Verfügbarkeit dieser Monsterapplikationen definierte sich die Marktstellung der unterschiedlichen Computersysteme. Weil es fast alles für Büro und Spielzimmer für Windows gab, gewann Microsoft fast jeden Krieg. Aber auch Apple war keineswegs die Livestyleveranstaltung heutiger Tage: man hat überlebt, weil man konkurrenzlose Software für die Designer und Layouter hatte - ohne QuarkXpress und die Sachen von Adobe, die erst sehr spät unter Windows liefen, wäre Apple untergegangen (auch die erste Musiksoftware lief exklusiv auf dem Mac - mit der Folge, daß Computeruser in der Musikerszene immer noch 20-30% Applekunden sind).

Dieses Bild wandelt sich etwa mit der Jahrtausendwende: da zeichnet sich ab, daß Google den Kampf um die beste Suche im Internet gewinnen wird. Plötzlich sind es nicht mehr jene Programme, mit denen man einen Computer in ein hochspezialisiertes Werkzeug zum Erstellen von Dokumenten jeder Art verwandelt, die den Ton angeben. In kurzer Zeit steht ein Unternehmen im Zentrum des Interesses, welches letztlich auf einem einzigen Algorithmus[1] basiert: auf einer einzigen Idee, einer einzigen in Programmform gegossenen Formel, die alle Dokumente der Welt bewertet und zugänglich macht.

  1. [1] Ich hatte das Thema schon zuvor am Wickel.
(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)