Wolfgang Amadeus Mozart - Symphonie Nr.40
The Amsterdam Baroque Orchestra
Erato, 1996
Bis vor wenigen Jahren lag es in weiter Ferne, daß ich mich jemals für Mozarts g-moll-Sinfonie interessieren könnte. Das war für mich Kaufhausmusik, im Zweifelsfall mit Schlagzeug unterlegt, eine ewige Wiederholung des "dihadaa-dihadaa" des Hauptthemas. Aber diese Wahrnehmung ist natürlich völliger Unsinn - wobei man für diese Erkenntniss scheinbar ein gewisses Alter erreichen muß (ein Zwanzigjähriger, der sich für Mozart begeistert, wäre mir wohl eher verdächtig).
Am ersten Satz der Sinfonie beeindruckt mich auch weniger das Nudelthema (dafür kann Mozart nichts, er nudelt ja nicht im Mindesten, das tut erst die Rezeptionsgeschichte), sondern die konsequente Verwirklichung des Sonatenhauptsatzes. Das ist in Moll gar nicht so einfach: das Seitenthema ist in Bb-Dur, und soll in der Reprise in der Haupttonart, in G-Moll wiederholt werden. Bei den chromatisch geführten Modulationen ist es schon ein veritabler Zaubertrick, daß das gelingt.
Der zweite Satz ist in meinen Augen der Höhepunkt: was Mozart hier an Vorhalts-Modulationen vorführt, hält man kaum für möglich, wenn man sich den historischen Kontext vor Augen hält, in dem das Werk entstand. Ich müßte auf technische Details - will ich nicht. (Der dritte Satz ist ein fast barock anmutendes Scherzo: polyphone Stimmführung, 6/8-Takt mit - well: "skurrilen" rhythmischen Überlagerungen. Schließlich ein Rondo, mit einem Schwerpunkt auf thematischer Arbeit).
Koopmans Interpretation ist HIP - das steht für "historisch informierte (Aufführungs-)Praxis" und bedeutet die von mir sehr geschätzte Reduktion der Mittel: 11 Violinen, 3 Violen, zweimal Violoncello wie Baß: über diesen schmalen Streicherapparat fallen die Blasinstrumente mit großer Vehemenz her, wenn sie eingesetzt werden. Es wird dann richtig laut, obwohl man es lediglich mit (jeweils einfach(!) besetzter) Flöte, Klarinette, Horn, Trompete und Fagott zu tun hat. Flotte Tempi, sehr deutlich gesetzte Akzente wie Kontraste in der Dynamik - da setzt sich selbst ein völlig zu Tode geliebtes und gedrücktes Teil der klassischen Musik wieder aufrecht auf, hebt den Zeigefinger, und sagt: hört hin, hört einfach bloß hin.