Mode / Fashion (1)

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Unter Motorradfahrern herrscht - wie fast überall sonst - die Mode über das, was sinnvoll wäre. Kaum einer kommt auf die Idee, einen Chopper in vernünftiger Schutzkleidung zu fahren, einfach weil es niemand tut. Man dürfte sich "unccol" vorkommen, wenn man nicht den allgemeinen Vorstellungen entsprechen würde, die man vom Outfit eines Harleyfahrers hat; man folgt nicht dem eigenen Verstand, sondern dem Vorbild der Masse.

Dabei ist es keineswegs so, daß die Racerfraktion[1] sich aus Vernunftgründen ordentlich einpackt. Das ist letztlich ebenso von der Mode diktiert wie die Kleiderordnung bei den Angehörigen gehobener Gehaltsgruppen beim Ausleben von Rockerfantasien. Ohne Rennhöcker ("Hump") und womöglich im Zweiteiler gehört man nicht recht dazu, selbst wenn es nur darum geht, auf dem Supersportler die Brötchen um die Ecke zu holen - naja, nicht ganz: auch da gibt es Zeitgenossen, die in Jeans, kurzem Hemdchen und Badelatschen an den Füßen unterwegs sind.

Ich will mich jetzt nicht hinstellen und an die Vernunft appellieren. Zum einen ist völlig klar, daß das selbst dann nichts bringen würde, wenn jeder Motorradfahrer diesen Artikel liest; zum anderen aber, weil ich selber nicht dagegen gefeit bin, modischen Diktaten allzu bereitwillig nachzugeben, und meine Predigt dadurch unglaubwürdig daher käme (die Fotos von einem meiner nächsten Renntrainings dürften mich als jemanden outen, der auch nicht ohne behöckerten Einteiler existieren mag).

Ich nehme die Geschichte mit der Motorradbekleidung als Aufhänger, um Prinzipielles zum Thema Mode loszuwerden. Wenn selbst bei einer Frage um Leben oder Tod - und genau darum geht es, wenn man sich statt eines Integralhelms einen Braincup oder Stahlhelm aufsetzt - modische Vorlieben eine unausweichliche Rolle spielen, wie mächtig kommen diese dann in anderen Lebensbereiche daher, in denen es um weniger existenzielle Dinge geht?

  1. [1] Ich hatte dem Artikel der FAZ früher schon einen kurzen Kommentar gewidmet.