7.5.2008

Körperwissen (4)

(Themenanfang)

"Ein potenzieller Organspender", hörte ich eine Mutter zu ihrem Kind sagen, das mit offenem Mund einem Supersportler hinterher sah, dessen Fahrer sich - im Stadtverkehr - bemühte, den erste Gang auszudrehen. - Das Kind hat den Spruch sicherlich nicht verstanden, ebensowenig wie der Moppedfahrer sein eigenes Motorrad.

Man hört gelegentlich, daß die Lust an der Geschwindigkeit sich dem in dieser Situation freigesetzten Adrenalin verdankt. Das mag so sein: Adrenalin kommt ins Spiel, wenn man sich in einer Situation befindet, die über dem persönlichen Limit liegt - wenn man kurz davor steht, die Kontrolle zu verlieren, und Angst hat. Tatsächlich kann man einen bewußt herbeigeführten Kontrollverlust genießen - beispielsweise beim Bungeespringen, Achterbahnfahren oder auch bei der Autobahnraserei. Auch wer aus dieser Motivation sein Motorrad über die Rennpiste scheucht, mag auf seine Kosten kommen. Er ist dann aber eines gewiß nicht: wirklich schnell.

Schnelles Fahren funktioniert nur, wenn man jederzeit die Kontrolle hat, entspannt ist, und sich wohl fühlt. Die Rede vom "Leben am Limit" führt völlig in die Irre, weil sie suggeriert, ein Rennfahrer sei ständig an seinem persönlichen Limit, und wäre dann besonders gut, wenn er seine Angst überwindet. Wer sich überwinden muß verkrampft, und verreißt selbst Dinge, die er eigentlich beherrscht, Stichwort: Lampenfieber, Prüfungsangst.

Jetzt habe ich am Eingangsabsatz gut vorbeigeredet: wer bloß angeben will, sucht nicht einmal den erwähnten Kontrollverlust - von der Erfahrung der Rennerei ganz zu schweigen.

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