Klang, Sound (3)

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Wenn man Musik hören will, tut man das am besten im Konzertsaal. Nur dort bekommt man wirklich einen Eindruck von den Feinheiten des Klanges akkustischer Instrumente - vom Umfang der Dynamik ganz zu schweigen, die gerade bei einem großen romantischen Orchester alles übersteigt, was auf CD darstellbar wäre (selbst wenn das ginge, bräuchte man äußerst tolerante Nachbarn). Ganz ungetrübt ist das Vergnügen leider auch hier nicht: über das Leiden an Konzertbesuchern neben und hinter mir, die mit dem Programmheft oder gar der Zelluphanhülle ihrer Bonbons knistern, könnte ich lange lamentieren.

Meistens höre ich Musik zuhause. Dabei gehöre ich weder jener Fraktion an, die keinen Wert auf die Stereoanlage legt und völlig glücklich mit billigstem Equipment lebt, noch jener, die Zehntausende in ihre HiFi-Anlage steckt: auf meinem Schreibtisch stehen zwei (aktive) Studiomonitore, die die CD sehr exakt so wiedergeben, wie sie aufgenommen wurde. Teures HiFi-Gerät hat m.E. immer die Tendenz, den Klang zu „verschönern” –- manchmal, indem sie Bässe und Höhen hinzufügt, um den Klang brillianter zu machen, manchmal, indem sie bestimmte Mittenbereiche künstlich anhebt, die für eine künstliche „Wärme” sorgen (das ist typisch für viele Marken aus UK). Für Studios konzipierte Monitore versuchen hingegen, so trocken und objektiv zu sein, wie dies nur möglich ist: sie dienen schließlich dazu, dem Tontechniker Kontrolle zu geben.

Auch mein „Studioansatz” funktioniert natürlich nur dann, wenn die Technik während der Aufnahme mitspielt. Es gibt da große Unterschiede, selbst wenn man meinen könnte, mit der heute zu erschwinglichen Preisen verfügbaren digitalen Hard- und Software würde sich das nivellieren. Entscheidend ist aber nicht die Technik, sondern der Techniker. Es gehört viel Know-how und Erfahrung dazu, die Mikrophone so zu positionieren, daß hinterher die Räumlichkeit wieder hergestellt werden kann; dasselbe gilt für Verfahren, via Kompression wenigstens die Illusion ungeschmälerter Dynamik zu erzeugen. – Ich habe nur eingeschränkten Einblick in die Arbeit von Toningenieuren, gerade genug, um diese zu bewundern (hörend kann ich sehr wohl zwischen Genie und Stümper unterscheiden - ich kann es bloß selbst mit dem Stümper handwerklich nicht aufnehmen).

Es müßte deutlich sein, daß ich großes Gewicht auf klangliche Exzellenz lege – für mich ist das Erlebnis von Musik unbefriedigend, wenn ich auf einer Metaebene mitbekommen muß, wie mein Ohr immer wieder berichtigt und Dinge zurecht hört. Zufrieden bin ich erst dann, wenn mein Kopf nichts mehr zu tun hat.